Ein Kommentar von Axel Tiedemann

Der radikale Vorstoß des schleswig-holsteinischen Grünen-Politikers Robert Habeck mag Lokalpatrioten zunächst verschrecken: Er denkt nicht nur über Länderfusionen nach. Der Fraktionschef im Landtag will den Bundesländern auch die Schulpolitik und Hoheit über Kindergärten wegnehmen und bundeseinheitlich regeln lassen. Das klingt nach Zentralismus. Das mag sein. Es wäre aber ein Zentralismus, nach dem sich viele Eltern sehnen. Was soll auch die Kleinstaaterei in Schul-Dingen? Sie schafft in Behörden und Politik viele Pöstchen, den Betroffenen schafft sie aber oft noch mehr Ärger. Ein Schulwechsel zwischen Umlandgemeinden und Hamburg mitten im Schuljahr ist nahezu unmöglich, weil Lehrpläne völlig unterschiedlich sind.

Und ein Skandal ist das Beharren auf Länder- oder sogar Gemeindegrenzen, wenn Schulort und Wohnort unterschiedlich sind. Trotz Gastschulabkommen ist da eine freie Schul- oder Kindergartenwahl in der Region nicht möglich. Das zwingt oft zu unwürdigen Tricks mit fingierten Wohnadressen. Die Entscheidung, wo ein Kind zur Schule oder in die Kita geht, sollte aber doch den Eltern überlassen sein, nicht den Behörden, die es nicht schaffen, einheitliche Regelungen zu erlassen.

Die jetzige Situation ist für eine zukunftsorientierte Metropolregion ärgerlich, weil sie flexible Lebensgestaltung massiv behindert. Die Umsetzung des Vorschlags würde in Schul- und Kita-Dingen indes viel Segen bringen. Doch leider wird er wohl wieder scheitern. Die Lobby der Posteninhaber dürfte zu groß sein.