Lebendig sollen Hamburgs Plätze werden. Die geplante Neugestaltung findet bei Stadtplanern und Anwohnern große Zustimmung.

Hamburg. Lange führten die Plätze in Hamburgs Innenstadt ein Schattendasein. Stiefmütterlich behandelt wurden sie als Parkplatz missbraucht, oder lagen - quasi als Hinterhöfe der City - am Rande der Einkaufsgegenden. Doch nach und nach wurden sie wiederentdeckt und aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt. Spielbudenplatz und Jungfernstieg, Gertrudenkirchhof, Colonnaden, Domplatz und Heuberg wurden im vergangenen Jahrzehnt neu angelegt. Jetzt wollen private Investoren diese Entwicklung mit der Neugestaltung von Burchardplatz, Hopfenmarkt und Adolphsplatz fortsetzen (das Abendblatt berichtete).

Bei Stadtplanern, Landschaftsarchitekten und Anwohnern stoßen die Pläne auf große Zustimmung. "Zu lange haben wir unsere schönsten Plätze als Parkplätze genutzt", sagt Oberbaudirektor Jörn Walter. "Durch die geplanten Tiefgaragen verschwinden jetzt die Autos und der Blick auf die historischen Gebäude wird freigegeben. Das ist ein großer Gewinn." Die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt würde sich dadurch enorm steigern - was auch unter dem Aspekt, mehr Wohnungen in der City zu schaffen, wichtig sei.

Auch Landschaftsarchitekt Bertel Bruun begrüßt das Vorhaben. "Es ist schön, dass sich die Hamburger jetzt ihrer Schätze bewusst werden", sagt der Däne vom Hamburger Büro Breimann & Bruun. Anders als seine Heimatstadt Kopenhagen sei Hamburg keine Residenzstadt, sondern eine Kaufmannsstadt mit deutlich weniger Plätzen. "Hier gelten Plätze nicht als Herrschaftssymbole, sondern man geht bescheidener mit ihnen um", sagt er. Das habe nicht nur dazu geführt, dass man sie den Autos überlassen habe - in Hamburg würden Plätze auch schlecht gepflegt. Es werde zu wenig Geld in ihre Instandhaltung investiert, sodass auch neu angelegte Plätze nach wenigen Jahren oft verkommen aussähen.

Beim Burchardplatz allerdings sei eine pflegeintensive Gestaltung gar nicht notwendig. "Statt einer Begrünung würde hier ein Brunnen gut hinpassen", sagt er. "Ähnlich wie der auf dem Hansaplatz könnte auch dieser gesponsert werden."

Ein Platz müsse, um von der Bevölkerung angenommen zu werden, drei wesentliche Kriterien erfüllen: er sollte zu den Häusern der Umgebung passen, nachts ansprechend beleuchtet sein und Sitzgelegenheiten bieten. "Dann geht es dort lebendig zu. Wie in einem Wohnzimmer, in dem sich alle treffen", erklärt Bruun.

Christoph Wolters, Havanna-Händler am Burchardplatz, freut sich auf die geplante Neugestaltung. "Es wäre schön, wenn hier kein Designerplatz entsteht, sondern einer, der zur Patina des Viertels passt", sagt er. "Ohne Bäume, denn die könnten die Sicht auf die schönen Fassaden versperren."

Edita Scherler dagegen, Anwohnerin des Hopfenmarktes, setzt sich mit 60 Nachbarn für die Bäume auf "ihrem" Platz ein. "Eine Umgestaltung ist hier dringend notwendig", sagt sie. "Aber bitte ohne für die Tiefgarage die vielen 60 Jahre alten Linden zu fällen."