Ludwig Görtz, 76, Schuhunternehmer, engagiert sich mit dem Trägerverbund Innenstadt für die Stadtentwicklung in der City.

Hamburger Abendblatt:

1. Hamburger Unternehmer wollen die Plätze in der Innenstadt umgestalten. Kann die Politik das nicht?

Ludwig Görtz:

Ich habe das Gefühl, dass die Politik angeschoben werden muss. Das hat sich immer wieder gezeigt. Unser Verband war oft der Zeit voraus und hat Umgestaltungen angeregt, die später umgesetzt wurden - etwa beim Gertrudenkirchhof oder bei der Mönckebergstraße. Wir Immobilienbesitzer und Geschäftsleute wissen im Gegensatz zu den Politikern, dass es nicht reicht, nur unsere Häuser instand zu halten. Auch die Plätze daneben müssen entwickelt werden, damit die Menschen gerne in die Stadt kommen.

2. Welche Versäumnisse gab es denn von der Politik in den letzten Jahren?

Görtz:

Die Politik denkt im Gegensatz zu den Grundeigentümern nur in Wahlperioden. Das bedeutet, dass vieles verschoben wird und liegen bleibt bis zum St.-Nimmerleinstag. Das ist eine fatale Entwicklung. Die Stadt muss endlich über den Wahltag hinaus denken.

3. Gibt es andere Städte, die Vorbild für Hamburg sein könnten?

Görtz:

Da müssen wir schon ins europäische Ausland schauen. Barcelona etwa hat viele schöne Plätze mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Hamburg dagegen wurde von einer Tageszeitung einmal als "klappriges Tor zum kulturellen Nichts" bezeichnet. Die Chance, etwas wirklich Einmaliges zu erschaffen, haben wir, wenn der Domplatz noch einmal angefasst wird. Dort könnten wir ein attraktives kulturelles Zentrum schaffen, das Maßstäbe setzt - so wie das Centre Pompidou in Paris.

4. Wie beurteilen Sie Plätze wie etwa den Heuberg am Ende der Hohen Bleichen?

Görtz:

Über die Schönheit des Heubergs kann man streiten, aber man hat ihn jedenfalls angepackt. Viele Plätze wie etwa der Gerhart-Hauptmann-Platz werden aber sehr stiefmütterlich behandelt. Dabei liegen sie nicht mehr wie früher am Ende einer Einkaufsstraße, sondern durch die Erweiterung der Innenstadt mittendrin. Es ist sehr wichtig, die Innenstadt mit den Bereichen Steintorwall, Messberg, Kontorhausviertel und Nikolaiquartier an die HafenCity anzubinden. Sie haben bisher einen Dornröschenschlaf geführt, aus dem sie geweckt werden müssen. Sonst bleibt die HafenCity eine isolierte Insel.

5. Welche Fehler sind beim Burchardplatz und Adolphsplatz gemacht worden?

Görtz:

Dort hat man die Dinge schleifen lassen. Jahrelang ist nichts unternommen worden gegen die Blechmassen, die jetzt die Aufenthaltsqualität dort beeinträchtigen. Nur Kneipen allein beleben keinen Platz, die Politik muss mitmachen.