Sozialbehörde will Forderungen für Wohnanlage Billstieg erfüllen. Unter anderem sollen öfter Sozialarbeiter und Wchleute vor Ort sein.

Billbrook. Der heftige Protest gegen den Plan der Sozialbehörde, weitere 170 Flüchtlinge, Aussiedler und Wohnungslose in der Wohnanlage Billstieg unterzubringen, hat zu ersten Konsequenzen geführt. 422 Menschen wohnen in den ghettoartigen Blocks bereits, die mitten im Industriegebiet liegen. Der Bezirk Mitte hatte sich daher gegen zusätzliche Plätze ausgesprochen und Forderungen für den Fall aufgestellt, dass die Behörde an ihrem Plan festhält. Diese Forderungen nach einem Wachdienst, zusätzlichen Sozialarbeitern und einer gemischten Belegung werden nun offenbar erfüllt, bei der geplanten zusätzlichen Belegung bleibt es aber, wie Sozialbehördensprecherin Julia Seifert sagt: "Wir sind davon überzeugt, dass diese Maßnahmen soziale Missstände auffangen können und zum sozialen Frieden der Bewohner untereinander aber auch mit den Anwohnern in Billbrook beitragen werden."

Folgende Maßnahmen sind nun geplant:

Die Zahl der Sozialarbeiter wird von zweieinhalb Stellen auf fünfeinhalb erhöht. Der Betreiber der Unterkunft, Fördern&Wohnen, soll die zusätzlichen Stellen schaffen.

Das Gelände wird bewacht. Nach Dienstschluss der Sozialarbeiter werden zwei Wachmänner auf dem Gelände patrouillieren; und ein weiterer Wachmann wird in einer Zentrale erreichbar sein. An Wochenenden und Feiertagen wird das Gelände rund um die Uhr bewacht.

Die Sozialbehörde will für eine Mischbelegung sorgen. Der Bezirk hatte kritisiert, dass die Unterkunft hauptsächlich mit Roma und Sinti belegt sein könnte. Untergebracht werden neben Flüchtlingen und Aussiedlern nun auch einheimische Wohnungslose.

Um Problemen unter den Bewohnern rechtzeitig zu begegnen, werden "Fallkonferenzen" eingeführt. Vertreten sind dort Mitarbeiter der Sozialbehörde, des Bezirks Mitte, von Fördern &Wohnen, der Ausländerbehörde und der Polizei. Jeder kann einen "Fall" melden; zum Beispiel, wenn Kinder nicht zur Schule geschickt werden.

Bezirksamtsleiter Markus Schreiber begrüßt das Angebot der Sozialbehörde. Er sagt: "Ich möchte allerdings betonen, dass die zusätzliche Unterbringung keine dauerhafte Lösung sein kann. Weiterhin bleibt die von Professor Dieter Läpple geäußerte grundsätzliche Kritik an Massenunterkünften bestehen, die hier weder für die Flüchtlinge noch für den Stadtteil Billstedt gut sind."

Der renommierte Stadtplaner Läpple hatte im Abendblatt die Massenunterbringung als "menschenunwürdig" kritisiert. Er sagte: "Ich begreife nicht, dass man vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der Berzeliusstraße jetzt so etwas wieder macht." Die ehemalige Massenunterkunft an der Berzeliusstraße wurde vor zehn Jahren abgerissen, nachdem sie zu einem unkontrollierbaren, kriminellen Brennpunkt geworden war - sie liegt in unmittelbarer Nähe des Billstiegs.

Grund für die schnelle Belegung sind laut Behörde die unerwartet gestiegenen Zahlen der Flüchtlinge und Aussiedler, besonders aus Osteuropa. Das Problem verschärfe sich, weil auch Wohnungslose, die keine Wohnung auf dem freien Markt finden, untergebracht werden müssen.

In den kommenden Monaten sollen zwei leere Gebäudeteile am Billstieg saniert und ausgebaut werden. Zurzeit machen die Gebäude keinen ansprechenden Eindruck, denn Fenster und Türen sind mit Holzplatten vernagelt. Bereits im Frühjahr werden nach Auskunft der Sozialbehörde die ersten der neuen Bewohner dort einziehen.