Vom Uhren-Shop über Reisen bis zur Bootsvermietung - die Hamburger Firma Travanto setzt auf viele kleine Angebote im Datennetz.

Hamburg. Das Büro der Hamburger Internetfirma Travanto hat, auch wenn der Vergleich gewagt ist, eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Adventskalender. Geschäftsführer Göran Holst geht durch den verschachtelten Altbau in der City, öffnet eine Tür nach der nächsten, und jedes Mal sitzen dort die Mitarbeiter einer anderen Tochterfirma. "Hier arbeiten die Service-Leute unserer Ferienhausvermittlung Travanto Travel", kommentiert Holst beim Blick in eines der weiß gestrichenen Büros. Die passende Urlaubsstimmung bringen Sylt-Poster an der Wand und eine riesige Palme zwischen den Computer-Arbeitsplätzen. 11.000 Ferienwohnungen hat Travanto Travel als Vermittler unter Vertrag.

Die nächste Tür gehört zu uhrzeit. org, dem nach eigenen Angaben größten Uhren-Shop im weltweiten Netz. Hier stapeln sich Pakete in Regalen. Ein Lager. Studenten verpacken braune Kartons mit Uhren, die von hier an die Empfänger in aller Welt geschickt werden. Die nächste Tür mündet sogar ins Freie. Im Herbstlicht bewegt sich träge das brackig-braune Wasser eines Fleets: Hier steht das Boot der Firma, ein kleiner Motorflitzer, mit dem die Kollegen sich schon mal kurze Touren in den Hafen gönnen.

Das Schiffchen hat ebenfalls einen Bezug zur Travanto-Welt: Die Firma betreibt mit Boot24.com einen Marktplatz für Boote im Internet. Und außerdem kann sich jeder das Boot, das hier in der Altstadt vertäut ist, leihen. Über mietmeile.de, ebenfalls eine Internet-Plattform unter dem Dach von Travanto, auf der Privatleute Gartengeräte, Partyzelte oder Fahrzeuge zum Leihen anbieten oder suchen können. "Das Boot vermieteten wir auf mietmeile.de schon so oft, dass wir jetzt bald ein zweites kaufen wollen", freut sich Holst, der auch selber Wassersportfan ist. Die Mietmeile funktioniert, obgleich erst sechs Wochen im Netz, also offenbar schon bestens. Und sie hat mit den anderen Travanto-Projekten eines gemeinsam: "Wir suchen uns Nischen im Internet, die bisher nur wenig professionell betrieben werden", erklärt Holst die Idee, die er mit seinem Geschäftspartner Stefan Mantwill seit der Gründung von Travanto 2001 in einer Eimsbütteler Einzimmerwohnung verfolgt.

Zwar wirkt das heutige Büro in seiner Kleinteiligkeit etwas provisorisch. Und seine Bar und der Tischkicker, der auch schon mal für Turniere genutzt wird, erinnern an die Zeit, als Internetfirmen so schnell gegründet wurden, wie sie pleitegingen.

Travanto arbeitet profitabel und beschäftigt rund 100 Mitarbeiter

Doch dies alles hat bei Travanto System. Die Firma bietet inzwischen nicht nur 100 Arbeitsplätze, arbeitet profitabel und erwirtschaftet Umsatzzuwächse im zweistelligen Bereich. "Natürlich könnten wir auch in einem Großraumbüro in der HafenCity logieren", sagt Holst. "Doch das hier spart Geld", argumentiert er. Und die gemeinsamen Partys, Bootsauflüge oder Tischkickerduelle seien in Zeiten des Fachkräftemangels ebenfalls keine Zeitverschwendung, sondern Anreize, um die meist jungen Beschäftigten an sich zu binden. Außerdem brauchen die beiden Unternehmer dringend neues Personal: Sie wollen im nächsten Jahr noch einmal 20 Stellen schaffen und 300 Quadratmeter neue Büroflächen mieten.

Warum? Der Rechtsanwalt und der Volkswirt wollen das tun, was sie am besten können - weitere Marktplätze im Internet eröffnen.