Eine Glosse von Vanessa Seifert

Schöne Bescherung! Alle drei Jahre wieder dürfen die Hamburger ihren politischen Wunschzettel ausfüllen. Dabei macht man in der Regel fünf Kreuze, wenn am Ende überhaupt irgendetwas drinnen (im Rathaus) ist, was draußen (am Straßenrand) auf der Verpackung versprochen wurde. Am Ende bekommt man im schlechtesten Fall die Stadtbahn, und die ist alles andere als geschenkt.

Ja, es ist Wahlkampf. Und der wird zumindest knackig - es herrscht schließlich Eiszeit, nicht nur zwischen CDU und GAL. Letztere findet den Bruch der Koalition, den sie selbst beschlossen hat, auch nur noch zum Heulen. Egal. Man muss jetzt nach vorne schauen. Und schon sind wir bei den beliebtesten Wahl-Slogans aller Zeiten, mit denen auch in den nächsten Wochen wieder die Stadt zuplakatiert wird. "Hamburg denkt weiter" (Bloß in welche Richtung?) oder "Den Wechsel wagen" (Oder doch lieber den Wagen wechseln?) gehören zu den Klassikern. Natürlich wird es auch wieder darum gehen, "Verantwortung zu übernehmen", die "Stadt in gute Hände" zu legen und Entscheidungen "nicht auf dem Rücken der nachfolgenden Generation" auszutragen. Die hat angesichts der Kostenexplosion bei der Elbphilharmonie gefühlt eh schon mehrere Bandscheibenvorfälle.

Auch die Wahlkämpfer freuen sich, weil sie über "(soziale) Kälte" sprechen dürfen - und sich bei etwa minus 14 Grad auch sofort eine Überleitung anbietet. Wie viel schwieriger war das, als noch im Herbst gewählt wurde! Aber: Hätte die GAL nach Oles Rücktritt im Sommer Neuwahlen gefordert, hätte es vielleicht noch eine echte "heiße Phase" gegeben.