Ein Kommentar von Peter Wenig

Es ist gerade ein halbes Jahr her, da schien der ganze FC Bayern im Taumel der Glückseligkeit zu sein. Louis van Gaal gab auf der Bühne das selbst ernannte "Feierbiest", Präsident Uli Hoeneß und Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kriegten sich gar nicht mehr ein vor lauter Freude über Double und Champions-League-Finalteilnahme.

Längst ist die Feierlaune einer großen Katerstimmung gewichen. Im DFB-Pokal und in der Champions League hält der Rekordmeister zwar Kurs, doch im wichtigsten Geschäft, der Meisterschaft, hechelt der FC Bayern meilenweit den eigenen Ansprüchen hinterher. Den Stimmungswandel kann dies indes nur in Teilen erklären. Ganz offenbar hat es sich van Gaal durch seine extrem dominante Art mit der Chefetage inzwischen gründlich verscherzt. Den Holländer mit Hang zur Selbstüberschätzung muss man dabei nicht bedauern. Wer wie er seinem Vorstand Rummenigge seine Autobiografie "Vision" mit den Worten "Für Sie ist das auch wichtig zu lesen" in die Hand drückt, muss mit einer Retourkutsche rechnen.

Wie angeschlagen van Gaal inzwischen ist, zeigt der Fall Ribéry. Der durch eine unappetitliche Sex-Affäre belastete Franzose, der seinem Arbeitgeber eigentlich jeden Tag auf den Knien für dessen Solidarität danken sollte, darf ungerügt öffentlich über seinen Trainer nörgeln. In keiner anderen Branche spüren Angestellte so schnell, dass ihr Chef angezählt ist - und nützen dies so brutal aus. Für den Erfolg ist dies in der Regel tödlich. Vieles spricht derzeit dafür, dass das "Feierbiest" seine letzte große Bayern-Party schon hinter sich hat.