Vor der Küste Kenias wurde der Gastanker “York“ entführt. Der Kapitän kommt aus der Nähe von Hamburg. Auch Bremer Frachter entführt.

Hamburg. Vor der ostafrikanischen Küste sind in den vergangenen 48 Stunden zwei Schiffe mit deutschen Besatzungsmitgliedern von Piraten gekapert worden. Der 68-jährige Kapitän des Flüssiggastankers "York" sandte am Sonntag ein Lebenszeichen an das griechische Management des Schiffs. Der Kapitän kommt nach Angaben der Reederei aus der Nähe von Hamburg. Ebenfalls am Sonntag bestätigte die Bremer Reederei "Beluga Shipping" einen Notruf von einem ihrer Schwergutfrachter. Die "Beluga Fortune", wie auch die "York", befinde sich offenbar in der Hand somalischer Piraten.

Die unter der Flagge der Bermudas fahrende "York" sei nun gezwungenermaßen auf dem Weg nach Somalia, sagte Theagenis Sarris, Sprecher der Interunity Management Corporation in Griechenland. "Der Kapitän hat den Eindruck erweckt, als könne er nicht frei sprechen." Forderungen hätten die Piraten noch nicht gestellt.

Die "York" war auf dem Weg von Mombasa (Kenia) in den Hafen von Mahé auf den Seychellen. Soldaten des an der Piratenmission "Atalanta" beteiligten türkischen Kriegsschiffs "Gaziantep" haben nach einem Hubschrauberflug bestätigt, dass sich bewaffnete Piraten an Deck des voll beladenen Gastankers befinden. Sie sollen das Schiff etwa 90 Seemeilen vor Mombasa gekapert haben. Außer dem Kapitän fahren 14 Seeleute von den Philippinen und zwei Ukrainer auf der "York". Der Besatzung gehe es den Umständen entsprechend gut, sagt Theagenis Sarris. Er rechne damit, dass in den kommenden Tagen eine Forderung der Seeräuber eingehen werde. Erst vor wenigen Monaten hatte eine griechische Reederei sechs Millionen Euro für die Freilassung eines Schiffs gezahlt. Mit der "York" haben die Seeräuber zudem ein Schiff mit hohem Drohpotenzial gekapert. Der Flüssiggastanker ist voll beladen. An Bord herrscht wegen der immensen Explosionsgefahr die höchste Sicherheitsstufe.

An Bord der "Beluga Fortune" sollen sich zwei deutsche Seeleute befinden. Die Reederei machte allerdings zunächst keine Angaben über Herkunft und Anzahl der Besatzungsmitglieder. Die "Beluga Fortune" ist das 20. Schiff, das in der Gewalt somalischer Piraten ist. Das Auswärtige Amt hat nach den aktuellen Entführungen einen Krisenstab gegründet. Der Verband Deutscher Reeder (VDR) forderte erneut einen besseren Schutz vor Piratenüberfällen. "Die Piraterie im Indischen Ozean und im Golf von Aden stellt eine tägliche Lebensbedrohung für unsere Seeleute dar", sagte VDR-Geschäftsführer Ralf Nagel. Seit Jahren befänden sich durchschnittlich rund 400 Seeleute in der Gewalt von Piraten.