Ein Kommentar von Jan Haarmeyer

Wie immer lohnt der genauere Blick. Während sich der Parlamentarische Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft gerade darum bemüht, die Kostensteigerungen beim Bau der Elbphilharmonie von ursprünglich bewilligten 114 Millionen öffentlichen Geldern auf aktuell 323,5 Millionen Euro aufzuklären, wächst Hamburgs neues Wahrzeichen sichtbar in die Höhe. Und so langsam bekommt man eine Ahnung davon, welch großartiges Bauwerk dort an der Elbe entsteht.

Man muss schon genauer hinsehen, um die hoch komplizierte Konstruktion aus Stahl, Beton und Federpaketen zumindest ansatzweise zu verstehen. Um zu begreifen, was die Ingenieure und Statiker leisten, um das umzusetzen, was sich die Architekten Herzog & de Meuron ausgedacht haben. Und um einzusehen, dass ein weltweit einzigartiges Ensemble aus Konzertsaal, Wohnungen und Hotel mit einer umspannenden Glasfassade seinen Preis hat.

Der mag manchen zu hoch sein. Dabei wird aber gerne übersehen, dass mit den Geldern Aufträge verbunden sind, die sichere Arbeitsplätze über viele Jahre bedeuten. Noch wichtiger ist jedoch, dass hier in Hamburg gerade der sichtbare Beweis entsteht, dass sinnvolle Großprojekte in Deutschland durchaus realisiert werden können. Während sich die Hälfte der Stuttgarter Bevölkerung mit Händen und Füßen gegen einen futuristischen Bahnhof wehrt, nimmt "Hamburg 21" zunehmend Gestalt an. Ein wahrlich überirdisches Projekt.