Der HVV hat für Januar 2011 eine Tarifanhebung von 3,2 Prozent angekündigt. Massive Kritik von Naturschutzverbänden und der Opposition.

Hamburg. Die Europäische Umwelthauptstadt 2011 heißt Hamburg. Mit dieser Auszeichnung wirbt die Hansestadt weltweit. Eines der wichtigen Themen ist der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Hamburg. Doch in diesem Zusammenhang sorgt jetzt die für Januar 2011 vorgesehene Fahrpreiserhöhung innerhalb des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) von durchschnittlich 3,2 Prozent für Diskussionen: "Diese deutliche Tarifanhebung ist besonders vor dem Hintergrund, dass Hamburg im nächsten Jahr Europäische Umwelthauptstadt ist, ein völlig falsches Signal", sagte Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes BUND.

Diese Preiserhöhung liege merklich über dem Anstieg der Lebenshaltungskosten und auch über den Preissteigerungen in anderen Verkehrsverbünden, so Braasch weiter. Deshalb befürchtet der BUND-Chef: "Durch diese nicht nachvollziehbare Tarifanhebung besteht die Gefahr, den umweltfreundlichen Nahverkehr für die Kunden wieder unattraktiv zu machen." Das sieht Katharina Menge, Referentin beim Nabu, ähnlich: "Das Ziel muss sein, die Bürger zum Umsteigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel zu überzeugen. Dazu tragen Tarifanhebungen, gerade vor dem Hintergrund der Umwelthauptstadt 2011, nicht bei."

Wie berichtet, hat der HVV für den Januar 2011 eine durchschnittliche Tarifanhebung von 3,2 Prozent bei der zuständigen Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) beantragt. Diese beruhen auch auf der angespannten Haushaltslage der Stadt Hamburg. Denn durch die Tarifanhebung erwartet der HVV für das Jahr 2014 Mehreinnahmen in Höhe von rund 14 Millionen Euro. Damit können die Zuschüsse an die Hamburger Verkehrsunternehmen vom Jahr 2011 an um 7,4 Millionen Euro vermindert werden. Die SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen hatte kritisiert: "Es ist skandalös, dass die Bürger wegen der desolaten Haushaltslage nun deutlich mehr für die Benutzung von Bus und Bahn bezahlen müssen."

Auch, dass eine Tarifanhebung und der Titel Europäische Umwelthauptstadt 2011 nicht zusammenpassen würde, sagte Koeppen. Der CDU-Verkehrsexperte Klaus-Peter Hesse kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. "Der Titel Europäische Umwelthauptstadt steht in keinem Zusammenhang mit der Tarifanhebung. Wer das behauptet, der will auf Kosten dieser Auszeichnung gegen die leider notwendige Fahrpreiserhöhung Stimmung machen", sagte der CDU-Politiker

Auch der zuständige Staatsrat Stephan Hugo Winters (GAL) aus der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt verteidigte im Gespräch mit dem Abendblatt weiterhin die Tarifanhebung: "Der Titel Europäische Umwelthauptstadt schließt nicht eine Tarifanhebung aus, die auch auf die dramatische Haushaltslage Rücksicht nimmt. Denn nur so können wir das hohe Qualitätsniveau innerhalb des Hamburger ÖPNV halten, und das ist wichtig, um die Bürger für Bus und Bahn zu gewinnen." Es wäre nicht seriös, wegen der Auszeichnung auf eine Preisanhebung zu verzichten, die dann später nachgeholt werden müsste, so Winters.

Dass es Kritik an der bevorstehenden Erhöhung der Fahrpreise gibt, kann Winters nachvollziehen. "Aber es ist immer noch so, dass das Preis-Leistungsverhältnis im HVV für den Fahrgast stimmt." Auch 2012 müssen sich die Kunden auf eine weitere Tarifanhebung einstellen. Winters bestätigte, dass die Fahrpreise grundsätzlich jährlich angepasst werden sollen: Dabei soll der HVV-eigene Index die Grundlage bilden. Der für dieses Jahr wegen der Haushaltslage beschlossene Zuschlag sei eine einmalige Maßnahme.