Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Der Deutsche Fußball-Bund hat vor Beginn des ersten Wettskandal-Prozesses in Bochum eine bessere Zusammenarbeit von den Gerichten gefordert. Der Sportverband habe darunter zu leiden, dass er keine komplette Akteneinsicht bekomme. In der Tat: Einsicht tut not. Die größte Sportorganisation der Republik war von den Betrügereien rund um Spiele bis hinauf in die Zweite Liga völlig überrascht worden. Beobachter des DFB-Kontrollausschusses machten sich dann auch im Bochumer Sitzungssaal eifrig Notizen.

Ob es hilft, bleibt abzuwarten.

Denn noch hat im Fußball, anders als bei den Gerichten, niemand einen Plan. Welche Konsequenzen die deutschen Ligen aus definitiv verschobenen Spielen ziehen und wie sie mit beschuldigten Spielern und Schiedsrichtern umgehen, liegt im Nebel. Zu lange hat es sich der Fußball in seiner heilen Welt gemütlich gemacht. Dass bislang kaum jemand Notiz nahm, ist den Funktionären recht.

Bislang, das zeigen schon die ersten Aussagen der Angeklagten, war der Fußball eine leichte Beute für dunkle Machenschaften. Wirksame Kontrollsysteme, die auf Unregelmäßigkeiten hinweisen, gibt es nicht. Und die 32 in Bochum verhandelten Fälle sind nur die Spitze des Eisberges. Mindestens die zehnfache Menge an Spielen im In- und Ausland, vermutlich noch weit mehr, sind von den Paten in den dunklen Hinterzimmern der Szenekneipen manipuliert worden. Willige Opfer, die den Verlockungen des schnellen Geldes erliegen, gibt es zuhauf.

Rezepte dagegen leider nicht.