Die Stadtreinigung soll künftig verantwortlich sein und sieht sich gut vorbereitet. 50 neue Streusilos sollen aufgestellt werden.

Hamburg. Chaotische Zustände auf vielen Straßen und Gehwegen wie im vergangenen Winter soll es in den kommenden Monaten nicht wieder geben. Das sagt zumindest der Sprecher der Stadtreinigung Hamburg, Reinhard Fiedler. Dafür hat das Unternehmen nicht nur mehr Salz eingelagert. Es will unzuverlässige Streufirmen gegebenenfalls aussortieren und hat ein neues System erdacht: Die Stadtreinigung will im ganzen Stadtgebiet 50 große Streusilos an zentralen Orten aufstellen.

Hintergrund: Nachdem im harten Winter 2009/2010 vielerorts nur unzuverlässig geräumt wurde, sollen die Streudienste neu organisiert werden. Dabei wird die Stadtreinigung zusätzlich die Koordination des bisher bezirklichen Dienstes übernehmen, die sogenannten anliegerfreien Gehwege zu streuen. Das seien die Gehwege, an denen keine Grundeigentümer zuständig seien wie Fußwege vor Spielplätzen, vor Parks und auf Brücken, sagt Fiedler. Auch für die Bushaltestellen sei die Stadtreinigung dann voraussichtlich zuständig. "Nur die Busbahnhöfe fallen nicht in unseren Bereich", so der Sprecher. Eine endgültige Entscheidung über diese Vergabe wird die Bürgerschaft bis Ende Oktober fällen.

Das Unternehmen will für die neuen Aufgabenbereiche in den kommenden Wochen in einem ersten Schritt 25 sogenannte Streusilos aufbauen, aus denen die Wagen ihr Material holen können. Wo genau die Türme stehen sollen, stimmt die Stadtreinigung derzeit mit den Bezirken ab. Gleichzeitig soll die Polizei die Standorte freigeben. "In einem weiteren Schritt hoffen wir, die Anzahl der Streutürme auf 50 zu erhöhen", so Fiedler. Die Silos sind aus Holz. Ihre Grundfläche beträgt 1,70 Meter mal 2,40 Meter. Sie stehen auf Pfeilern, sind vier bis fünf Meter hoch und sollen im November aufgestellt werden.

Das Konzept soll eine schnellere Reaktion ermöglichen. "Die Wagen, die für die früher von den Bezirksämtern gestreuten Gehwege zuständig sind, haben geringe Kapazitäten und müssen daher zwischendurch beladen werden. Um Zeit zu sparen, sollen sie ihr Material dort holen, wo sie gerade streuen."

Deshalb müssten die Silos gut zu erreichen sein. In den Bezirksämtern werden die Pläne begrüßt, die Frage der Standorte beschäftigt die Amtsleiter aber noch. "Nach dem Chaos im vergangenen Winter ist es grundsätzlich richtig, sich ein neues System zu überlegen", sagt Wolfgang Kopitzsch, Amtsleiter im Bezirk Nord beispielsweise. "Uns geht es aber vor allem um die Bürgerfreundlichkeit. Deshalb muss genau abgeogen werden, wo die Türme in den Bezirken stehen sollen."

Auch für Torsten Sevecke, Amtsleiter in Eimsbüttel, ist die Standortfrage entscheidend. "Die Kästen müssen ins Stadtbild passen", sagt er. Eimsbüttel habe den Antrag von der Standreinigung über fünf Standorte erhalten. "Zwei haben wir akzeptiert, für einen haben wir bereits eine Alternative, und zwei weitere Standorte müssen noch diskutiert werden." Er ist sich aber sicher, "wir werden noch Plätze finden". Danach sollen nur noch die zuständigen Ausschüsse zustimmen.

Bei der Stadtreinigung geht man nach dem harten vergangenen Winter zuversichtlich in die kalte Jahreszeit. "Ich bin überzeugt, die Umorganisation wird sich - sollten wir einen ähnlich harten Winter bekommen - auf die Zustände der Straßen und Wege auswirken", sagt Fiedler. "Die Strecken, für die wir verantwortlich sind, werden wir besser im Griff haben."

Dabei wird sein Unternehmen auch auf private Firmen zurückgreifen. "Unser Ziel wird es aber nicht unbedingt sein, den günstigsten Subunternehmer zu nehmen, sondern denjenigen, den wir aus unserer Zusammenarbeit als zuverlässig kennengelernt haben", so Fiedler. Er ist überzeugt, sollte ein Unternehmer so wie im vergangenen Winter nicht zuverlässig arbeiten, könne die Stadtreinigung schneller reagieren. "Wir sind durchorganisiert, jeden Tag werden die Firmen eingeteilt und instruiert." Sollte es dann bei einem nicht funktionieren, würden rasch Konsequenzen gezogen.

Auch bei der Bevorratung von Streusalz hat das Unternehmen die Lehren gezogen und statt knapp 10 000 Tonnen jetzt 15 000 Tonnen eingelagert. "Klar ist aber, dass wir auch bei dieser Menge nachkaufen müssen, wenn der Winter streng wird." Reinhard Fiedler appelliert zudem an die Hauseigentümer, sorgfältiger vor den Häusern zu streuen. "Denn das ist und bleibt die alleinige Pflicht der Grundeigentümer." Eine Pflicht, die auch für Einkaufsstraßen und viele Plätze gelte.