Uwe Hinrichs, 60, ist Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Hamburg. Er erklärt, wie schädlich eine Schallkanone sein kann.

Hamburger Abendblatt

1. Ein Elektroinstallateur aus Hamburg-Billstedt greift zu einer selbst konstruierten Schallkanone , um lärmende Jugendliche zu vertreiben. Ist ein schriller Ton aus einer solchen Akustikwaffe ein geeignetes Mittel gegen lärmende Jugendliche?

Uwe Hinrichs:

Nein, ich bin über diese Methode erschrocken und fast ein bisschen erbost. Der Einsatz einer Schallkanone ist keinesfalls zu tolerieren. Man muss prüfen, ob es sich dabei nicht sogar um einen Fall von Körperverletzung handelt, der strafrechtlich verfolgt werden muss.

2. Ab wann gilt Kinderlärm in Hamburg denn eigentlich als ruhestörend?

Hinrichs:

Ich finde es, ehrlich gesagt, schon störend, im Zusammenhang mit Kindern und Jugendlichen überhaupt von Lärm zu sprechen. In Wohnungen gilt Kinderlärm nicht als Ruhestörung, da hier ein besonders Gebot der Toleranz erforderlich ist. Eltern sollten jedoch auf die allgemeinen Ruhezeiten achten. Lärm von benachbarten Spielplätzen müssen Anwohner ebenfalls hinnehmen.

3. In der Stadt leben immer weniger Kinder. Gleichzeitig reagieren die Bürger offenbar zunehmend empfindlicher auf Kinder und deren Geräusche. Wie passt das denn zusammen?

Hinrichs:

Die negative und mitunter sehr egoistische Reaktion eigentlich vieler Bürger, die teils doch sogar selbst Kinder groß gezogen haben, macht mich sehr betroffen. Kinder müssen spielen und toben, um sich zu entwickeln und zu entfalten. Viele ältere Menschen, die sich gestört fühlen, leben einsam und isoliert. Wünschenswert wäre es doch, wenn sie wieder mehr auf Kinder und Jugendliche zugingen und gegenseitige Toleranz geübt wird.

+++ Reaktionen: Schriller Ton ein "fatales Signal" +++

4. Schützen unsere Gerichte eher die Kinder oder das Ruhebedürfnis der Anwohner?

Hinrichs:

Die Richter können sich natürlich nur an das geltende Recht halten. Deswegen begrüße ich das neue Hamburger Lärmschutzgesetz, in dem endlich geregelt werden soll, dass Kinderlärm in Kindertagesstätten normal und deswegen auch mit Wohngebieten verträglich ist.

5. Was empfehlen Sie einem Bürger, der sich zu Hause regelmäßig von Jugendlichen in seiner Ruhe gestört fühlt?

Hinrichs:

Jugendliche müssen natürlich lernen, Rücksicht auf ihre Nachbarn zu nehmen. Deswegen sollte man unbedingt das gemeinsame Gespräch auf gleicher Augenhöhe suchen. Nur im Streitfall kann wahrscheinlich am besten ein bürgernaher Beamter schlichten.