Empörte Politiker fordern Gespräche statt Schallkanone. Doch Oliver Qualmann erhält auch Zuspruch

Billstedt. Die eigenwillige Methode des Elektroinstallateurs Oliver Qualmann, der mit einem schrillen Ton aus einer Schallkanone gegen lärmende Jugendliche auf einem benachbarten Bolzplatz vorgeht (wir berichteten), sorgt für empörte Reaktionen. "Es gilt zu prüfen, ob hier nicht ein Fall von fahrlässiger Körperverletzung vorliegt", sagt Stephan Müller, kinder- und jugendpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Nach Angaben der Hamburger Polizei gibt es derzeit keine Anzeigen. "Uns ist weder bekannt, dass Jugendliche in diesem Wohngebiet die Ruhe stören, noch dass sich in der Nachbarschaft irgendwer durch den Hochfrequenz-Lautsprecher belästigt fühlt", so eine Sprecherin. Allerdings ziehe der zuständige Bezirk Mitte eine Lärmmessung in Betracht. "Wir wollen der Sache nachgehen", so Markus Schreiber (SPD), Bezirksamtschef von Mitte.

Das Vorgehen von Oliver Qualmann sei "hoffentlich ein Einzelfall", sagt Carola Veit (SPD), Fachsprecherin für Familie und Soziales in der Bürgerschaftsfraktion. "Der Fall passt aber zu einer gesellschaftlichen Entwicklung, die zunehmend auf sinkende Toleranz Kindern und Jugendlichen gegenüber schließen lässt." Ihre Fachkollegin Christiane Blömeke aus der GAL-Fraktion findet die Methode "drastisch", weil die Jugendlichen ausgerechnet einen Bolzplatz räumen sollen. "Mir ist lieber, sie treffen sich dort, als dass sie vorm Bahnhof abhängen." Uwe Hinrichs, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Hamburg, pflichtet bei: "Es gibt ohnehin nur wenige Treffpunkte für Heranwachsende. Dass sie dann noch von einem Bolzplatz verschwinden sollen, finde ich fatal."

Blömeke schlägt für ein rücksichtsvolles Miteinander "moderierte Gespräche" als Lösungsweg vor. "Das habe ich doch oft versucht", sagt Oliver Qualmann, der den Einsatz seines Lautsprechers als "Notwehr" bezeichnet. "Selbstverständlich habe ich als zweifacher Vater nichts gegen spielende Kinder. Mich stören Saufgelage nach Mitternacht, bei denen Glasflaschen zerschellen und gegrölt wird." Für seine "Erfindung" habe er von Nachbarn wie Unbekannten Zuspruch erhalten, sagt der 48-Jährige. Ein weiteres Gerät sei schon bestellt worden.