Im September wird Hamburgs erster Musikkindergarten eröffnet. Musikalische Früherziehung sollte in allen Kitas beginnen.

Hamburg. Eine Erfolgsgeschichte wie die von Maria Willer erzählt jeder gern. Mit enormem persönlichen Einsatz hat die Radiomoderatorin und Mutter neben Job und Familie Hamburgs ersten Musikkindergarten gegründet. Vorbild dafür war eine entsprechende Initiative von Daniel Barenboim und seiner Staatskapelle in Berlin. Willer hat für ihren Musikkindergarten die Philharmoniker Hamburg als Partner und deren Chefin Simone Young als Schirmherrin gewonnen. Am 15. September, genau drei Jahre nachdem der Funke der Idee bei ihr gezündet hatte, soll Willers klingender Kindergarten nun eröffnet werden.

Im Moment legen die Bauarbeiter noch letzte Hand an; doch bis es so weit kommen konnte, waren etliche Hürden zu überwinden: Ein geeignetes Haus in der Nähe der Staatsoper musste gefunden werden. Mit den Schanzen-Höfen in der Lagerstraße fand sich ein idealer Standort, doch liegt der in einem Gewerbegebiet. Für eine Ausnahmegenehmigung half da nur ein guter Draht zum Bezirksamtsleiter. Ein Trägerverein musste gefunden, geeignetes Personal eingestellt werden. Anlieger und Nachbarn wollten mit der Idee einer Kita vor ihrem Bürofenster versöhnt werden.

Doch Maria Willer hat sämtliche Schwierigkeiten gemeistert. Ganz offenbar ist sie ein gutes Beispiel dafür, dass das Gründer-Gen in hanseatischen Familien dominant vererbt wird. Ihr Vater Matthias von Hülsen war schon an der Gründung der Musik-Festivals in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beteiligt. Und so ist seine Tochter in unmittelbarer Nähe zu den Großen der Klassik-Welt aufgewachsen.

Die Eröffnung der Baustelle im Januar wurde mit Staraufgebot gefeiert: Armin Mueller-Stahl ließ sich sehen. Simone Young, Daniel Hope und Sebastian Knauer machten Musik. Tim Mälzer, dessen "Bullerei" gleich nebenan liegt, besorgte das Catering. Und für einen schallisolierten Raum und Instrumente gaben die Deutsche Orchesterstiftung und die Haspa großzügige Spenden.

Doch so uneingeschränkt positiv die Initiative von Maria Willer ist, das Thema "Musik in der Kita" erschöpft sich bei Weitem nicht in der Gründung eines Musikkindergartens. Bereits seit 2006 gibt es in Hamburg das Programm "Kita macht Musik".

Dessen Ziel ist es, auf breiter Basis in möglichst allen staatlichen Kitas genau das zu realisieren, was auch Willer sich zum Ziel gesetzt hat: Musik in den Alltag der Kleinsten zu integrieren. Doch diese langfristig angelegte Basisarbeit haben Medien - und damit auch Spender und Sponsoren - bis dato kaum zur Kenntnis genommen.

"Kita macht Musik" wurde 2005 von der Bertelsmann-Stiftung in Niedersachsen angestoßen. Grundidee ist die Fortbildung der Erzieherinnen. Interessierte Pädagogen können berufsbegleitend einen 120-stündigen, zertifizierten Lehrgang absolvieren. So geschult sollen die Kursusteilnehmer als "Multiplikatoren" dann die Lust an Klängen und Rhythmen in den Kita-Alltag hineintragen.

In Hamburg bietet der Landesmusikrat diese Fortbildungskurse an. Partner der Initiative ist die Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten, in der die insgesamt 179 staatlichen Kitas der Stadt zusammengeschlossen sind. Bisher haben in Hamburg rund 80 Erzieherinnen an dem Programm teilgenommen. Da die Erzieher für eine Fortbildung freigestellt werden müssen, können nie mehr als 20 pro Jahr an den Kursen teilnehmen - bis man alle erreicht hat, wird es also noch eine Weile dauern.

Wer sich einen Eindruck vom aktuellen Stand der Musik-Aktivitäten in Hamburgs Kitas verschaffen will, kann das jährliche Kita-Konzert auf Kampnagel besuchen. Am 12. und 13. September spielen und singen dort nicht nur die Kleinen, sondern auch der Chor der musikbegeisterten Erzieherinnen. In diesem Jahr dreht sich dabei alles um die kleine Hexe Miracula, die für das Gelingen ihrer Hexen-Diplom-Zauberformel die Mitwirkung möglichst vieler Kinderstimmen braucht.