Ein Kommentar von Ulf B. Christen

Schleswig-Holsteins SPD hat die Chance zum Neuanfang. Die Genossen sollten die Gelegenheit nutzen und mit dem Kieler OB Torsten Albig in die vorgezogene Landtagswahl ziehen. Albig ist nicht nur ein kluger Pragmatiker, er hat auch das Zeug zum Sympathieträger, der bis in das bürgerliche Lager hinein punkten kann. Sein Gesellenstück hat er im Frühjahr 2009 in Kiel gemacht. Der "Wählerversteher" kippte bei der Direktwahl Amtsinhaberin Angelika Volquartz (CDU) im ersten Wahlgang aus dem OB-Sessel.

Einen vergleichbaren Sieg kann SPD-Partei- und Fraktionschef Ralf Stegner nicht vorweisen. Er gilt als "Wählerschreck", und das nicht nur, weil es bei ihm wenig menschelt. Seine politische Bilanz ist verheerend. Stegner hat einen großen Anteil daran, dass die CDU/SPD-Regierung in Schleswig-Holstein als "Große Krawallkoalition" bundesweit Schlagzeilen machte und im Sommer 2009 platzte. Bei der anschließenden Neuwahl setzte die SPD auf Stegner - und schmierte ab.

Selbst diese Schlappe brachte Stegner nicht zur Besinnung. Er setzt bis heute unverdrossen auf Konfrontation, führt die Proteste gegen den Sparkurs der angeschlagenen schwarz-gelben Regierung an, ohne eine echte Alternative zu bieten. Dieser Politikstil mag bei Hardcore-Genossen ankommen, mehrheitsfähig ist er nicht.

Kurzum: Stegner sollte seinen Lebenstraum, Ministerpräsident zu werden, überschlafen und im Interesse der SPD aufgeben. Ansonsten riskiert er auch die Ämter als Landes- und Fraktionsvorsitzender.