Ein Kommentar von Axel Tiedemann

Es ist ein Satz, der aufhorchen lässt: Die privat finanzierte A-1-Baustelle zwischen Hamburg und Bremen sei besser als ihr Ruf, behauptet das Projekt-Konsortium jetzt. Gut, sieben Verkehrstote habe es dort allein im ersten Halbjahr 2010 gegeben - aber einige der Unfälle seien ja gar nicht im Baustellenbereich, sondern am Stauende geschehen, so eine Begründung. Wie bitte? Warum gibt es denn dort so oft Stau? Doch wohl wegen der fast 75 Kilometer langen Baustelle!

Und da sind wir auch schon beim Kernproblem privat finanzierter Infrastruktur. Der Staat ist klamm, die Finanzwirtschaft ist da gern behilflich: Straßenbau muss aber Rendite bringen - und nicht mehr nur einen funktionierenden Verkehrsfluss.

Bei der A 1 ist es ein Teil der Lkw-Maut, die das Konsortium noch bis 2038 bekommt und dafür die A 1 ausbauen und bewirtschaften soll. Schon jetzt dürfte wohl an so vielen Stellen gleichzeitig gearbeitet werden, damit es wenige Mautausfälle gibt. Das macht die Bauzeit zwar kürzer, aber wohl auch gefährlicher.

Wie hoch der private Maut-Anteil ist und etliche Vertragsdetails bleiben im Übrigen geheim. Angeblich aus Wettbewerbsgründen. Die Öffentlichkeit verliert damit aber die Kontrolle über eine öffentliche Straße. Wer bestimmt beispielsweise, wenn es darum geht, wie viel von der schönen Maut-Rendite wieder für die öffentliche Sicherheit, etwa für das Salzstreuen im Winter, abgezogen werden muss? Auch die Geheimniskrämerei sollte einen daher aufhorchen und den privaten Straßenbau kritisch begleiten lassen.