Kieler Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher weist jede Beteiligung zurück.

Kiel/Hamburg. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat in der HSH -Spitzelaffäre ein Ermittlungsverfahren gegen Mitarbeiter der Nordbank eingeleitet. Das bestätigte Oberstaatsanwältin Birgit Heß dem Abendblatt. Die Staatsanwaltschaft reagierte auf Berichte, nach denen Verantwortliche der Bank aktiv den Rauswurf von Vorstandsmitglied Frank Roth betrieben haben. Er war 2009 wegen Geheimnisverrats gefeuert und angezeigt worden. Die Ermittlungen hatten jedoch ergeben, dass an der Sache nichts dran ist. Im Gegenteil: Möglicherweise sei Roth sogar Opfer einer Intrige geworden. Ob er dabei auch bespitzelt wurde, ist noch offen - ein ehemaliger Sicherheitsberater der Bank machte dazu widersprüchliche Aussagen. Heß bestätigte, dass der Spieß jetzt umgedreht werde: "Die Staatsanwaltschaft Kiel prüft den Verdacht der falschen Verdächtigung im Rahmen eines Ermittlungsverfahrens."

Nach Abendblatt-Informationen richten sich die Ermittlungen nicht gegen HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmache r. Roths Sprecher sprach gestern von einem "beispiellosen Vorgang" und kündigte eine Schiedsklage des geschassten Vorstands gegen die HSH an. Unterdessen hat sich der Aufsichtsrat der Bank gestern geschlossen hinter den Vorstand gestellt. Nonnenmacher habe sich "jederzeit pflichtgemäß" verhalten.

INonnenmacher wies jede mögliche Mitschuld zurück: „Ich habe niemals derartige Aufträge erteilt oder hätte sie geduldet“, sagte er. Nonnenmacher bezog sich auf Medienberichte über angebliche Bespitzelungsfälle bei der Bank, in die auch Führungskräfte involviert sein sollen. Es handele sich „um unglaubliche und perfide Vorwürfe“, sagte der Vorstandschef. Er und die Bank würden sich „weder von Gerüchten noch von Unterstellungen“ von ihrem Sanierungskurs abbringen lassen.

Nonnenmacher kündigte eine Aufklärung der Vorwürfe an. Er folgte damit einem Beschluss des Aufsichtsrates vom Donnerstag, dessen Präsidialausschuss Nonnenmacher das Vertrauen ausgesprochen hatte. Der Aufsichtsrat hatte festgestellt, „dass es im Jahr 2009 Einzelfälle gegeben hat, in welchen der Versuch unternommen wurde, Geheimnisse der Bank auszuspionieren“. In diesem Zusammenhang seien auch Kündigungen gegen Mitarbeiter im Bereich der internen Sicherheit der Bank ausgesprochen worden.

Das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ hatte berichtet, ein ehemaliger Sicherheitsberater der Bank habe mit Wanzen und gefälschten Dokumenten die Entlassung eines Bankvorstands vorbereitet. Dieser Mitarbeiter hat jedoch in einer eidesstattlichen Erklärung diesem Vorwurf widersprochen. Er habe weder im Büro des damaligen Vorstands Frank Roth noch in anderen Räumen der HSH Nordbank eine Abhöreinrichtung eingebaut, noch sei er in dessen Wohnung eingebrochen.

Nonnenmacher erklärte nun, die Entlassung von Roth im Jahr 2009 sei „nicht zu beanstanden“. Roth wurde damals vorgeworfen, er habe Unterlagen an die Presse weitergegeben. Roth bestreitet das. Die Staatsanwaltschaft Kiel hat in der Sache gegen Roth ermittelt, aber das Verfahren eingestellt. Nonnenmacher erläuterte außerdem die aktuellen Geschäftszahlen der Bank: Die HSH Nordbank habe ihre Verluste im ersten Halbjahr auf nahezu die Hälfte gesenkt. Das Minus lag Ende Juni bei netto 380 Millionen Euro, nach 619 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie die Landesbank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein schon früher mitgeteilt hatte.

Nonnenmacher wiederholte am Freitag, die Bank wolle 2010 wieder die schwarzen Zahlen erreichen.

Das Institut hatte 2008 ein Minus von 2,8 Milliarden Euro verbucht und musste von den beiden Hauptanteilseignern Hamburg und Schleswig-Holstein mit einer Kapitalspritze und Milliardenbürgschaften vor dem Untergang gerettet werden. 2009 betrug der Konzernfehlbetrag 679 Millionen Euro.

Die Milliardenbürgschaften der Länder haben der HSH Nordbank das Überleben gesichert, kosten das Institut aber jetzt viel Geld: Im ersten Halbjahr lagen die Provisionen für staatliche Garantien bei 303 Millionen Euro.

Derzeit schrumpft sich die Bank gesund. Die Bilanzsumme fiel im vergangenen Jahr um 33 Milliarden Euro auf rund 175 Milliarden Euro und soll weiter auf 100 Milliarden Euro sinken. Dazu lässt die Bank viele Kredite auslaufen.