Die Bundeskanzlerin kommt zur Trauerfeier, ihr Bundespräsident ebenfalls.

Die Bundeskanzlerin kommt zur Trauerfeier, ihr Bundespräsident ebenfalls. Die gerade ins Amt gewählte NRW-Ministerpräsidentin gewiss auch. Sie werden, sehr mutmaßlich, von einer großen Tragödie reden und der Opfer gedenken.

Es gibt mittlerweile genügend Dokumente, die hinreichend belegen, wie auf mögliche Gefahren hingewiesen wurde - und deshalb zum Beispiel Verantwortung abgelehnt wurde. Die muss dann zwangsläufig von anderen übernommen worden sein. Also haben nicht etwa dunkle Mächte schicksalhaft eingegriffen wie in einer griechischen Tragödie, sondern Menschen durch Taten oder Unterlassung von Taten den Tod von 21 jungen Menschen verursacht. Das wäre nicht tragisch, weil schicksalhaft, sondern kriminell.

Eine Stadt, eine Region, ein Land und damit auch der Staat wollten sich mit der Loveparade und damit irgendwie mit dem Erhalt des kulturellen Welterbes schmücken - und statt Staatstrauer auszurufen, wurde der Staatsanwalt eingeschaltet. Da darf man schon fragen: Muss Frau Merkel auf dem Weg zur Trauerfeier in Duisburg unbedingt einen Umweg über den roten Teppich von Bayreuth machen? Können die Regierenden an Spree, Rhein und Ruhr und auch an Isar und Elbe nicht bis dahin alle Termine absagen, die irgendwie nach Party riechen? Das macht die Toten nicht wieder lebendig, bezeugt aber Respekt vor den Opfern.

Für den Straftatbestand der fahrlässigen Tötung sieht das Gesetz einen Rahmen von bis zu fünf Jahren Gefängnis vor. Wenn die Verantwortlichen von Duisburg schon nicht den Anstand haben, von ihren Ämtern zurückzutreten, dann könnten sie zumindest bis zum Abschluss der Ermittlungen ihre Ämter ruhen lassen - aus Respekt gegenüber den Toten und ihren Angehörigen. Jeder kleine Beamte wird, bei entsprechendem Verdacht, ganz schnell suspendiert - und das nicht nur, wenn es Tote gegeben hat. Aber in Duisburg kleben alle an ihren Ämtern. Vorgeblich, weil ein Rücktritt womöglich einem Schuldeingeständnis gleichkäme und etwa präjudizierend wäre für die Versicherungsfrage. Darüber empören sich weder die Kanzlerin noch die Regierungschefin in Düsseldorf. Ihrem Innenminister obliegt die Dienstaufsicht über Städte und Kommunen. Da muss man sich schon fragen, ob da wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden.

Es geht nicht um Rache, sondern um Gerechtigkeit. Die Angehörigen der Opfer von Duisburg, die Bruder oder Schwester, Tochter oder Sohn verloren, haben schon jetzt lebenslänglich.