Google, Xing, Facebook & Co. bieten in Hamburg aktuell mehr als 300 freie Arbeitsplätze an. Online-Werbung ist der Wachstumsmotor.

Hamburg. Google , die weltweit führende Suchmaschine im Internet, Facebook, die beliebteste Freunde-Plattform mit 500 Millionen Mitgliedern , und Xing, Europas größtes Business-Netzwerk im Web, haben eines gemeinsam. Sie suchen Mitarbeiter in Hamburg. Insgesamt sind in der digitalen Wirtschaft der Hansestadt Hunderte Stellen unbesetzt.

Der Grund: Das Leben verlagert sich mehr und mehr ins Internet. Je häufiger die Menschen ihre Reise im Netz buchen oder Nachrichten online lesen, desto mehr Jobs entstehen bei den Unternehmen, die Homepages erstellen oder die Suche unter den Millionen Webseiten erleichtern. Dabei sucht die Branche gut bezahlte Spezialisten, die der Hansestadt als einem der wichtigsten Internetstandorte ganz Deutschlands ein noch stärkeres Gewicht geben würden.

Allein Google will bundesweit gut 50 neue Mitarbeiter einstellen. "Davon 35 in unserer Deutschland-Zentrale in Hamburg", sagte Google-Sprecher Kay Oberbeck dem Abendblatt. Der Großteil der neuen Googler, wie sich die Mitarbeiter des Suchmaschinenanbieters nennen, wird dabei im Anzeigenvertrieb arbeiten: Der US-Internetriese, der zuletzt wegen der umstrittenen Kameraaufnahmen von Straßenzügen für sein Programm Street View in die Schlagzeilen geraten war und auch in Hamburg schon die Belegschaft aufgestockt hat, steuert von der Hansestadt mit bisher 180 Beschäftigten vornehmlich seine Online-Werbung.

Also den Bereich, mit dem der Konzern sein Geld verdient. 96 Prozent des Umsatzes, der 2009 bei 24 Milliarden Dollar lag, kommen aus der Werbung. Davon zwei Drittel durch den Verkauf der Textanzeigen, die rechts auf der Google-Seite erscheinen, wenn Internetnutzer einen bestimmten Begriff in das Google-Suchfeld eingeben. Beispiel: Wer "Mallorca" eintippt, sieht eine Sekunde später die Anzeigen von L'Tur oder von Neckermann auf der Seite. Die Unternehmen bezahlen Google dafür, dass ihre Anzeige auf der Seite erscheint, wenn der Nutzer ein bestimmtes Suchwort eingibt. "Unternehmen wie Audi buchen Millionen von Suchwörtern", sagt Google-Sprecher Kay Oberbeck dem Abendblatt. Pro gebuchtem Suchwort verdient Google dabei ein paar Cent, je nach Beliebtheit des Begriffes. Dabei sind allerdings nur die am Rand der Seite erscheinenden Anzeigen bezahlt. Die Reihenfolge der Suchergebnisse selber ist nicht von der Ausgabebereitschaft der Unternehmen abhängig, sondern von etwa 200 Faktoren, die Google streng geheim hält. Doch nicht nur Google, für das Deutschland nach den USA und Großbritannien der drittwichtigste Markt ist, wächst in Hamburg.

Auch Xing sucht gut zwölf Leute, insbesondere Produktmanager und Entwickler. Bisher arbeiten für das Netzwerk, das Lars Hinrichs in Hamburg mitten in der Internetflaute gründete und erfolgreich an die Börse brachte, knapp 300 Menschen weltweit. Davon 269 in der Zentrale am Gänsemarkt. Das Geschäftsmodell basiert auf drei Säulen. Den Erlösen von zahlenden Mitgliedern, die dadurch beispielsweise bessere Suchmöglichkeiten unter den vernetzten Nutzern haben, dem Geschäft mit Stellenanzeigen und Werbung. Die beiden letzteren, noch neuen Geldquellen machen zusammen knapp 18 Prozent vom Gesamtumsatz aus.

Facebook betreut von der Hansestadt aus Kunden wie Bitburger oder Unilever

Das größte soziale Netzwerk Facebook hat kürzlich seine neu gegründete Deutschland-Zentrale in Hamburg eröffnet. Das Internetnetzwerk, an dem Lars Hinrichs beteiligt ist, beschäftigt bisher eine Handvoll Mitarbeiter am Rödingsmarkt. Sie betreuen Kunden wie Bitburger, Beiersdorf oder Unilever. Deutschland-Chef Scott Woods, der nach Stationen bei Axel Springer und Google zu Facebook kam, will sein Team aber weiter aufstocken. Auch bei Facebook geht es um Werbung im Internet, allerdings hat die von dem ehemaligen Harvard-Studenten Mark Zuckerberg gegründete Firma bisher noch kein so ausgeklügeltes Geschäftsmodell wie Google und dürfte in diesem Jahr nur mit Glück die Milliardengrenze beim Umsatz knacken. Es ist allerdings von einem Börsengang noch 2011 die Rede, und die Vorschusslorbeeren für Facebook sind zahlreich.

Google, Facebook und Xing gehören zu den Tausenden Unternehmen auf der ganzen Welt, die sich über Werbung im Internet finanzieren. Und sie wachsen, weil der Anzeigenmarkt im Netz stetig an Bedeutung gewinnt: Trotz der Wirtschaftskrise und eines insgesamt schrumpfenden Werbemarktes legte der Markt für Online-Anzeigen und -Spots 2009 um zwölf Prozent zu. Im ersten Halbjahr 2010 stiegen die Ausgaben der Unternehmen für Online-Werbung sogar um beachtliche 28 Prozent, meldete gestern der Branchenverband Bitkom.

Auch Multimediadienstleister - wie SinnerSchrader oder IBM Interactive - zählen zu den etablierten Wachstumstreibern der digitalen Wirtschaft in Hamburg. Die IBM-Tochter gehört dem Umsatz nach inzwischen zu den größten Web-Agenturen in Deutschland. Ein neues Unternehmen aus dem Bereich IT ist die schweizerische Firma Reycom, die in der Hansestadt kürzlich eine eigene GmbH gegründet hat.

300 Jobs bei Spieleentwicklern und im Internet-TV frei

Aber auch in jüngeren Branchen wie bei Spieleentwicklern und TV-Anbietern im Internet stehen die Zeichen auf Wachstum. Allein die Spielebranche in Hamburg sucht zurzeit rund 300 Arbeitskräfte. Unternehmen wie Bigpoint, gamigo, innogames und andere suchen Programmierer, Webdesigner oder Animationsexperten.

Mit dem Werbeerlös-Optimierer Rubicon Project ist zudem gerade ein junges US-Unternehmen nach Europa gekommen, in das Investoren bereits mehr als 40 Millionen Euro gesteckt haben. Neuer Sitz ist Hamburg.

Die Firmen der Internetbranche stehen nicht nur für einen begehrten Arbeitsplatz, sondern wegen hoher Wachstumsraten im Suchmaschinenbereich oder E-Commerce auch für gute Gehälter. Etliche Unternehmen bieten Aktien- und Beteiligungsprogramme. Facebook etwa zieht die klugen Köpfe der Internetszene magisch an, weil der Firmenwert rasant wächst.

Die nach Umfragen begehrteste Adresse für Bewerber ist allerdings Google. Die Mitarbeiter haben dort nicht nur die Chance (oder das Pech), an bestimmten Tagen im Pyjama zur Arbeit zu erscheinen. Das ist kein Witz, sondern eine der Maßnahmen, mit denen der immer wieder als attraktivster Arbeitgeber der Welt ausgezeichnete Konzern seine in einem Bewerbungsmarathon handverlesenen Kräfte an sich bindet.

Ferner dürfen Hunde bei Google mit ins Büro, und es gibt von morgens bis abends die gesamte Verpflegung gratis, inklusive Schokoriegeln, Eis oder Obst. Wer sich privat ein Elektroauto kaufen will, bekommt von Google in den USA 4000 Euro dazu - ein Tribut an die Philosophie, sich als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen zu präsentieren. Dazu gehört allerdings auch, dass in Europa selbst Führungskräfte keinen Dienstwagen bekommen, sondern zum (kostenlosen) Google-Fahrrad greifen müssen.