Eine Glosse von Hans Wacker

Ein Rücktritt ist etwas ganz Fieses. Da kriegt einer, der immer der Liebling der Massen war, plötzlich auf die Socken, dass nicht einmal die Schienbeinschützer den Schmerz verhindern, wenn plötzlich Freund und Feind mit Blutgrätschen dazwischenfahren. Wobei sich Freund und Feind oft nicht unterscheiden lassen. Wer Parteifreunde hat, braucht schließlich keine Feinde mehr.

Bleiben wir am Ball: Wenn einer, obwohl so gepiesackt, zurücktritt, dann ist das ein Revanchefoul. Dafür gibt's auf der Stelle Rot. Da dies missverstanden werden könnte, sei - politisch korrekt - klargestellt: Die Rote Karte ist gemeint.

Nun ist Zurücktreten nicht dasselbe wie Zurück-Treten. Dieses kann eine noble Geste sein, man verzichtet generös, um einen anderen nach vorn zu lassen. So ist das unter guten Freunden, denen man etwas gönnt ...

Vielleicht ist ein Zurücktreter auch bedrohlich infiziert mit einem Virus, das gerade hier und jetzt sehr ansteckend wirkt. Diese Krankheit ist bekannt unter dem lateinischen Namen Lassitudo magistratus, also Amtsmüdigkeit. Keine Panik: Die Gefahr für Menschen, die Ämter scheuen und meiden, sich dieses Virus aufzuhalsen, ist gering. Amtsträger dagegen werden bei Infektion immer amtsträger.

Die Inkubationszeit kann sich über Monate, in Einzelfällen bei schwierigem Verlauf über Jahre hinziehen, bis vor lauter Müdigkeit eine Leere eintritt, die ja bekanntlich immer gähnt. Ein typisches Symptom für Amtsmüdigkeit.

In einem solchen Fall wünscht unsereiner erstens gute Besserung und zweitens gute Nacht.