Hamburg. Nach fast 18 Jahren im Amt ist Hamburgs Bischöfin Maria Jepsen überraschend zurückgetreten. "Meine Glaubwürdigkeit wird angezweifelt. Von daher sehe ich mich nicht in der Lage, die frohe Botschaft so weiterzusagen, wie ich es bei meiner Ordination und bei meiner Bischofseinführung vor Gott und der Gemeinde versprochen habe", sagte Jepsen. Sie zog damit Konsequenzen aus Vorwürfen, sie habe trotz Wissens um eine Missbrauchsaffäre in Ahrensburg nicht gehandelt. Es geht um den Fall des Pastors Dieter K., der Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben soll. In einer eidesstattlichen Erklärung, die dem Abendblatt vorliegt, versichert eine Zeugin, sie habe Jepsen 1999 darüber informiert. Die Bischöfin streitet dies ab. Sie habe erst 2010 davon erfahren.

Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) bedauerte den Rücktritt. "Als erste evangelisch-lutherische Bischöfin hat Frau Jepsen Kirchengeschichte geschrieben." Jepsens Abgang ist 2010 bereits der zweite Rücktritt einer Bischöfin. Im Februar hatte die EKD-Chefin Margot Käßmann wegen Trunkenheit am Steuer aufgegeben.