Sommerwetter, Temperaturen über 30 Grad. 3000 Kinobesucher trotz Badewetters bei “Twilight“-Vorführungen. Was dahintersteckt.

Hamburg. Draußen: strahlender Sonnenschein, auf dem Thermometer deutlich über 30 Grad. Eigentlich klar, dass man solch ein Sommerwetter voll ausnutzt, etwa beim Faulenzen am Elbstrand, beim Paddeln auf der Alster oder beim Eisschlecken im Stadtpark.

Aber eben nur eigentlich: Denn für knapp 3000 Menschen, meist junge Frauen, konnte die Sonne am Sonnabend scheinen, wie sie wollte, konnte es draußen heiß und heißer werden - sie gingen ins Kino: in die Cinemaxx-Lichtspielburgen am Dammtor, in Wandsbek und in Harburg. Hier nämlich flimmerten, jeweils ab 12 Uhr mittags, alle bisher gedrehten "Twilight"-Filme über die Leinwand, zuletzt "Ecplipse", der aktuelle und in Deutschland bis dahin unveröffentlichte dritte Teil der Vampir-Saga.

Eis essen, das kann man schließlich auch drinnen, zum Beispiel in der Pause nach "New Moon", dem zweiten "Twilight"-Film. "Wir kühlen mit der Leckerei ein bisschen unseren Puls herunter, denn etwas aufgeregt sind wir schon", sagt Anja Fuchs, 46, aus Bergedorf, die zusammen mit ihrer Tochter Svenja Lehmann, 23, aus Barmbek ins Cinemaxx am Dammtor kam. "Schließlich sehen wir gleich endlich, endlich den dritten Teil!" Den ersten und den zweiten Part könnten sie schon fast auswendig nachspielen, so viele Dutzend Male hätten sie die Filme gesehen. Um sie herum blitzen derweil spitze Eckzähne aus Plastik auf und Glitzershirts mit dem Slogan "Jeder braucht einen Edward". Onno Meyer, Leiter der norddeutschen Cinemaxx-Kinos, erklärt, wieso seine Häuser dank "Twilight" selbst im Hochsommer und zu Zeiten der Fußball-WM rappelvoll sind: "Bei 'Twilight' geht es um Urgefühle: um Zuneigung, Vertrauen, Liebe. Diese Emotionen faszinieren die Menschen, besonders junge Frauen, die häufig selbst gerade mitten drin in großen Gemütsbewegungen stecken."

Und das Thema sei bestens für das Kino geeignet, findet Meyer: "Kino ist ein Gruppenerlebnis - da wirkt alles doppelt und dreifach." Dieser Meinung müssen auch die zahlreichen Gäste gewesen sein. Am Dammtor hätten sie schon gegen halb 10 Uhr morgens vor der Tür gestanden, berichtet Onno Meyer, "obwohl wir erst um zwölf Uhr mit der 'Triple'-Vorführung begonnen haben." Doch das Warten sollte sich lohnen: Beim Einlass gab es für die Vampir-Freunde Gratis-Filmplakate und einen neuen Mystery-Roman als Leseprobe. "Ich habe so ein Heft gar nicht mehr abbekommen", sagt Anja Lehmann, als sie aus dem Kinosaal heraustrottet, noch ganz im Bann von "Eclipse".

Was aber auch nicht schlimm sei, denn für sie gebe es ohnehin nur das eine Fantasy-Buch, nämlich "Twilight". Wegen des Glanzes, den die Vampir-Welt verströme, wegen der geheimnisvollen Aura, der schönen Figuren, der Unsterblichkeit. "Ewig zu leben, das wäre was", sagt Svenja Lehmann, "dann könnte ich mir den dritten 'Twilight'-Teil unendlich oft angucken - denn der war wirklich klasse!" Mehr will sie allerdings nicht erzählen, schließlich wolle sie keinem anderen Fan die Spannung vorwegnehmen. Vielleicht will sie nun, nach acht Stunden Dunkelheit, aber auch einfach nur mal wieder an die Sonne.