Nach 16 Jahren gab die Bezirksversammlung Eimsbüttel grünes Licht für den Bau des Einrichtungshauses in Eidelstedt

Auf diesen Moment hat Kurt Krieger 16 Jahre lang hingearbeitet. Jetzt liegt sein ehrgeiziges Ziel, einen Möbel Höffner in Hamburg zu errichten, zum Greifen nah. Es ist 19 Uhr, in wenigen Minuten werden die Abgeordneten der Bezirksversammlung Eimsbüttel hier im Sitzungssaal 1275 im Bezirksamt am Grindelberg über den Bebauungsplan Eidelstedt 68 abstimmen.

Zuvor haben die Mitglieder der Bürgerinitiative mit dem Motto "Möbelgroooßk(l)otz - Nein danke" noch vor dem Bezirksamt gegen das Vorhaben protestiert und in der Bürgerfragestunde ihrem Ärger Luft gemacht. Die Politiker der verschiedenen Fraktionen haben sich seit 18.15 Uhr in Redebeiträgen abschließend zu Möbel Höffner geäußert. Außerdem hatte Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) den Abgeordneten noch empfohlen, den Weg für Möbel Höffner frei zu machen. Er hatte dabei nicht vergessen zu erwähnen, dass es keine Alternative zu dem Einrichtungshaus gibt. Er hat auch gesagt, dass die Geschichte dieses Bebauungsplanverfahrens, es wurden alleine 20 externe Gutachten eingeholt, einmalig in der Geschichte Hamburgs sei.

In der letzten Reihe sitzt Unternehmer Krieger und hat sich gemeinsam mit Frau Barbara alles noch einmal angehört. Krieger wirkt angespannt, schaut immer wieder zu den Abgeordneten herüber oder blättert gedankenverloren in seinem Notizbuch. Nun ist der alles entscheidende Moment gekommen. Es ist 19.07 Uhr. Der Vorsitzende der Bezirksversammlung, Niels Böttcher von der CDU, ruft zur Abstimmung per Handzeichen auf. Nach wenigen Sekunden steht fest, es gibt eine Mehrheit für den Bebauungsplan Eidelstedt 68. Das Ergebnis: 21 Jastimmen, 15 Neinstimmen und 12 Enthaltungen.

Eigentlich müsste Unternehmer Krieger jetzt jubeln. Das macht er aber nicht, nach so vielen Jahren des Streits und der Diskussion mit Bürgerinitiativen, Verwaltung und Politik, möchte er keinen brüskieren. Aber die Gesichtszüge von Krieger entspannen sich, ein Lächeln huscht über sein Gesicht: "Ich bin glücklich, einfach nur glücklich. Jetzt können wir endlich anfangen." Aber Krieger gesteht auch ein: "Die letzten 14 Tage vor dieser Entscheidung waren echt der Horror. Ich war nervlich am Ende."

Wie erwartet, stimmten einige Abgeordnete von GAL und SPD gegen den Bebauungsplan. Einige enthalten sich und ermöglichen so, dass es mit den 21 Jastimmen von CDU und FDP eine Mehrheit für den Bebauungsplan gibt. Erst vor Kurzem hatten sich die beiden Kernbündnispartner GAL und SPD darauf geeinigt, dass jeweils eine größere Gruppe beider Fraktionen nicht gegen den Bebauungsplan stimmt. Bis vor Kurzem hatten sich GAL und SPD gegen das Bauvorhaben ausgesprochen. Doch dann gab es ein Umdenken, dass SPD-Fraktionschef Rüdiger Rust so begründete: "Unter dem Strich gibt es keine andere Alternative zu Möbel Höffner."

Nach der finalen Abstimmung gestern machte sich auch bei den Politikern Erleichterung breit: "Wir haben auf dieses positive Abstimmungsergebnis seit Jahren hingearbeitet. Die Entscheidung für Möbel Höffner war eine Entscheidung der Vernunft. Denn dieses Bauvorhaben schafft mehrere Hundert Arbeitsplätze", sagte CDU-Fraktionschef Michael Westenberger.

Wie wichtig für die Bezirkspolitiker diese Abstimmung war, zeigte auch das Beispiel von Lutz Schmidt. Der FDP-Fraktionschef war trotz Grippe in die Bezirksversammlung gekommen: "Bei solch einer wichtigen Entscheidung musste die Gesundheit zurückstehen. Wir sind froh, dass dieses jahrelange Verfahren nun endlich per Abstimmung durch die Bezirksversammlung beendet wurde." Nun hofft Schmidt, dass die Pläne für das Möbelhaus schnell umgesetzt werden.

Sein Fraktionskollege Klaus Krüger stimmte nicht mit ab. Der Bauunternehmer galt gemäß Bezirksverwaltungsgesetz laut Schmidt als befangen, weil er sich an der Ausschreibung für ein Gewerk des geplanten Möbel-Höffner-Einrichtungshauses in Eidelstedt beteiligt hatte.

Unterdessen hielt sich die Freude von GAL-Fraktionschefin Susanne Egbers in Grenzen: "Ich hoffe nur, dass unsere Befürchtungen in Sachen Verkehrsbelastung und Schwächung des bestehenden Einzelhandels sich durch die Ansiedlung von Möbel Höffner, nicht erfüllen." Die Mitglieder der Bürgerinitiative verlassen unterdessen kopfschüttelnd den Saal und sprechen von einem "Schmierentheater".

Aber zurück zu Unternehmer Kurt Krieger, der in seinen 23 Möbelmärkten in Deutschland mehr als 8000 Mitarbeiter beschäftigt: "Nach dieser positiven Entscheidung werden wir unsere Pläne jetzt hoffentlich in Rekordzeit umsetzen können." Krieger hält es für realistisch, dass sein Einrichtungshaus, das nach ökologischen Aspekten erbaut wird, bereits zu Weihnachten öffnen kann. Allerdings müsse die Stadt dafür zunächst im Rahmen des Erschließungsvertrags den Ausbau der Holsteiner Chaussee und der Ausfahrt der A 23 realisieren. An dem neuen Standort sollen zunächst rund 400 Arbeitsplätze entstehen: "Wir legen Wert darauf, dass unsere Mitarbeiter aus Hamburg und Umgebung kommen. Außerdem handelt es sich dabei meist um Vollzeitstellen, und wir bezahlen deutlich über Tarif. " Auch soziale Einrichtungen und Sportvereine im Bereich Eidelstedt will Krieger künftig finanziell unterstützen.

Insgesamt investiert der Berliner in den Bau des Einrichtungshauses fast 100 Millionen Euro. Davon entfallen rund 30 Millionen Euro auf den Grundstückskauf und die Umsiedlung von acht Einfamilienhäusern am benachbarten Deepenbrock. Weitere 65 Millionen Euro kostet der Neubau mit See und Grünanlagen und Großparkplatz.