Hamburger Händler locken mit hohen Rabatten bei Bekleidung und Schuhen. Die Konsumlaune steigt nicht nur in der Hansestadt, sondern bundesweit.

Hamburg. Wer in diesen Tagen durch die Hamburger Innenstadt bummelt, kann leicht zum Kaufrausch animiert werden. Ob Bekleidung, Schuhe, Sportartikel, Bademoden oder Gartenmöbel - viele Geschäfte haben ihre Sommerwaren bereits kräftig reduziert. Vielerorts kleben rote Prozentzeichen und "Sale"-Schilder in den Schaufenstern. Preisabschläge von bis zu 50 Prozent sind dabei keine Seltenheit. "Und die Auswahl ist infolge des bislang eher trüben Sommerwetters noch vergleichsweise groß", sagt der Geschäftsführer des Hamburger Einzelhandelsverbands, Wolfgang Linnekogel.

Die Schnäppchenangebote dürften die Kauflaune in den nächsten Wochen noch weiter anheizen. Denn das Konsumklima in Deutschland ist trotz Euro-Krise weiterhin gut. Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erwartet für Juli einen Anstieg des Konsumklima-Index um 0,1 auf 5,8 Punkte. "Die Kauflaune befindet sich damit auf einem sehr guten Niveau und lag zuletzt 2006 wegen der damals bevorstehenden Mehrwertsteuererhöhung höher", sagt der GfK-Experte Rolf Bürkl.

Allerdings steigt die Skepsis der Bevölkerung gegenüber der allgemeinen Konjunkturentwicklung, wie die allmonatliche GfK-Umfrage unter rund 2000 Konsumenten ergab. Danach befürchten immer mehr Bürger, dass Deutschland durch die Schuldenkrise stärker als bisher in den Abwärtsstrudel gezogen werden könnte. "Die Gefahren aus dem Ausland sehen die Bürger jedoch bisher nur für die Konjunktur und weniger für die persönliche Entwicklung", so Bürkl. Gleichzeitig schürten die anhaltenden Diskussionen um einen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone Ängste um die Zukunft der gemeinsamen Währung. Auch die spanische Bankenkrise bereite den Menschen Sorgen.

Die dennoch gute Kauflaune ist laut GfK vor allem ein Resultat der positiven inländischen Rahmenbedingungen. So sorgen der robuste Arbeitsmarkt sowie die Lohnerhöhungen der vergangenen Monate für eine gute Verbraucherstimmung. "Der Arbeitsmarkt ist das Fundament für das Konsumklima", erläutert Bürkl. "Wenn die Beschäftigung steigt, nimmt die Angst vor einem Jobverlust ab. Das schafft Planungssicherheit, sodass die Menschen auch gerne Geld ausgeben." Da der Arbeitsmarkt hierzulande trotz der verlangsamten Dynamik weiterhin in guter Verfassung ist, sei die sich zuspitzende Euro-Schuldenkrise für viele Menschen noch immer eine eher diffuse Gefahr, so Bürkl.

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Reiche Beute für Schnäppchenjäger +++

Auch unter Hamburger Einzelhändlern ist die Stimmung gut, wie eine Abendblatt-Umfrage ergab. "Viele Geschäfte profitieren von der guten Kauflaune, vor allem an guten Standorten wie der Innenstadt", sagt Heiner Schote, Leiter der Abteilung Handel von der Hamburger Handelskammer. Positiv sei zudem die überdurchschnittliche Kaufkraft der Bürger, die wachsende Bevölkerung sowie die zahlreichen Touristen in der Stadt. Der Chef des Einzelhandelsverbands zeigte sich sogar überrascht, dass der GfK-Index nur so gering gestiegen ist. Für den Hamburger Handel erwartet Linnekogel unverändert für 2012 ein Umsatzplus von 1,5 Prozent. "Der Handel leidet allenfalls punktuell unter wetterbedingten Schwierigkeiten. Mittel- und höherpreisige Güter werden gut gekauft."

Das Möbelhaus Die Wäscherei berichtet von guten Geschäften. "Von Kaufzurückhaltung merken wir nichts, im Gegenteil. Der Kunde schaut bei uns weniger auf Prozente als auf ein stimmiges Preis-, Leistungsverhältnis. Eine Wertigkeit und Beständigkeit ist von großer Bedeutung", sagt der Geschäftsführer Michael Eck. Auch Robert A. Kabs, Chef vom Möbelhaus Kabs, ist optimistisch: "Wir freuen uns in diesem Jahr sehr über unser deutliches Wachstum und spüren - entgegen dem Branchentrend - keine Kaufzurückhaltung. Und das, obwohl es im Möbelhandel mehr und mehr Wettbewerb gibt."

Habitat im Neuen Wall, die derzeit zahlreiche Gartenmöbel und Sommerartikel deutlich reduziert anbieten, ist ebenfalls zufrieden, sagt die Filialleiterin Petra Lahner. Die aktuellen Sonderangebote würden einen weiteren Schub bringen: "Die Kunden kaufen gerne - und noch lieber mit Rabatten."

In den Galeria-Kaufhof-Filialen sind seit Mitte Juni alle "Saisonwaren" um bis zu 50 Prozent reduziert. "In Hamburg wird derzeit verstärkt sommerliche Bekleidung wie Damenblusen, Herrenhemden, Polos und Shorts nachgefragt", sagt der Sprecher von Galeria Kaufhof. Auch das Alsterhaus zeigt sich mit seinen Geschäften zufrieden. "Unsere Kunden lassen sich von der Krise nicht abschrecken", sagt die Marketingleiterin Silke Jost.

Das Porzellanhaus Lenffer im Großen Burstah erzielt sein größtes Wachstum im Objektgeschäft, also der Ausstattung von Yachten und Fluglinien, sagt Laurenz Lenffer. In seinem Geschäft seien derzeit vor allem trendige Küchenartikel und Outdoor-Möbel gefragt: "Wir sind zufrieden."