Ein Kommentar von Kai Schiller

Nun muss Deutschland also "nur" noch Italien schlagen, um ins große Finale gegen Spanien einzuziehen. Spanien? Wieso eigentlich Spanien? Da seit Monaten nur noch vom Finale zwischen Deutschland und Spanien gesprochen wird, kann man für einen kurzen Moment vergessen, dass sich selbst Spanien erst mal qualifizieren muss. Morgen darf der amtierende Welt- und Europameister im ersten Halbfinale gegen den "kleinen Bruder" Portugal antreten - und eines ist schon jetzt klar: So einfach wie die Franzosen werden es die Portugiesen den Spaniern nicht machen.

Tatsächlich ist kaum ein Team bei dieser EM so abgeklärt aufgetreten wie die Seleção. Nach der knappen Auftaktniederlage gegen Deutschland hat die Mannschaft um Superstar Cristiano Ronaldo verdient Dänemark und die Niederlande geschlagen, somit die "Todesgruppe" als souveräner Zweiter abgeschlossen und im Viertelfinale hoch überlegen Tschechien bezwungen. Besonders Ronaldo, den man nicht mögen muss, aber schätzen sollte, hat eine kaum nachzuvollziehende Drucksituation mit Bravour gemeistert. Spielt er gegen Spanien ähnlich stark wie zuletzt, ist ihm die Auszeichnung des Weltfußballers 2012 kaum noch zu nehmen.

Der einst als goldene Generation bezeichnete Jahrgang um Luis Figo hat den Titelgewinn bei der Heim-EM 2004 im Finale gegen Griechenland fahrlässig vergeben. Ronaldo war schon damals dabei, will deswegen umso mehr die einmalige Chance nutzen, ausgerechnet gegen den Topfavorit Spanien ins Finale einzuziehen. Das Zeug dazu haben die Portugiesen - und verdient hätten sie es auch.