Ein Kommentar von Peter Wenig

Unterschiedlicher hätten die Bilder kaum sein können. Vor gut einem Jahr hatten Tausende Fans des FC Bayern mit "Koan Neuer"-Plakaten gegen die Verpflichtung des Torwarts Manuel Neuer protestiert. Am Mittwoch, in der magischen Nacht von Madrid, feierten die Bayern-Anhänger eben diesen Neuer mit Sprechchören als Helden des Elfmeterschießens.

Der Stimmungsumschwung zeigt, wie radikal sportlicher Erfolg die Akzeptanz eines Profis verändern kann. Vor allem aber belegt die Neuer-Euphorie, dass Verantwortliche eines Profiklubs ihre Personalpolitik nie von Stimmungen im Lager der Fans abhängig machen dürfen.

Vornehmlich die Anhänger des mächtigen Bayern-Fanklubs Schickeria hatten gegen Neuer gekämpft. Der Torwart passe nicht zum Rekordmeister, weil er schon als Kind ein Ur-Schalker gewesen sei. Zudem habe er einmal nach einem Schalke-Sieg in München den Eckpfosten-Jubel des Titanen Oliver Kahn kopiert. Und schließlich sei Thomas Kraft, ein Torwart aus der eigenen Jugend, doch die ideale Nummer eins.

Die Führung des FC Bayern ließ sich indes überhaupt nicht beeindrucken und wagte das 25-Millionen-Euro-Investment. Ein Glücksfall. Für den FC Bayern und für den deutschen Fußball. Denn unter dem ständigen immensen Druck wird Neuer noch besser werden. Dessen einst gefeierter Vorgänger Kraft hütet inzwischen das Tor der Hertha. Vieles spricht dafür, dass Kraft mit Berlin absteigen wird. So ändern sich die Bilder.