Der Jugend Schönheits-OPs zu verbieten ist angebracht

Schönheit ist politisch. Die Auseinandersetzung mit ihr gehört genauso zu unserer postmodernen Gesellschaft wie eine Debatte über Fluglärm oder Gen-Gemüse. Denn die wahre - nennen wir sie geistige - Schönheit wurde längst durch den "Selfmade Body" ersetzt. Der Körper ist Produkt, die Maße 90-60-90, der Waschbrettbauch haben einen Marktwert. Werbung, Mode, Medien prägen das Ideal der Schönheit in der Massenkultur. Wer dieser Ästhetik entspricht, hat bessere Chancen auf Erfolg - privat wie bei der Karriere. Und so streben die Menschen nach dem Schönen. Nie war es leichter, das Schöne künstlich zu erreichen - durch Operationen.

Die Union will Minderjährigen medizinisch unnötige Eingriffe an Brust oder Gesicht verbieten. Diese Forderung ist richtig. Denn Menschen ringen in einem gnadenlos inszenierten Wettbewerb in immer höherem Tempo um die Ressource Schönheit. In diesem Wettkampf muss die Politik strengere Regeln setzen - so wie sie es auf dem Finanzmarkt oder bei Abgasen der Industrie tun sollte. Werden Jugendliche erwachsen, suchen sie Orientierung für das Selbstbild in den Idealen der Massenkultur. Oft können junge Menschen - aber auch ihre Eltern - das Streben nach Idealen nicht kritisch reflektieren. In der Flut von Leitbildern in Medien, Szenen und Schulen geht bei vielen der Blick für die Gefahren unter. Die Menschen übersehen, in welchen Sog sie sich mit einer Operation begeben: Der Wettlauf mit Idealen macht schnell mürbe. Und er ist nicht zu gewinnen.

Am Ende trägt jeder selbst die Verantwortung für Einschnitte an seinem Körper - aber zumindest bis zur Volljährigkeit sollten Gesetze vor überflüssigen Operationen bewahren. Unsere Gesellschaft braucht mehr Mut zum Makel. Denn gerade die machen den reizvollen Unterschied.