UKE startet Therapie-Projekt für Pädophile in Hamburg

Es ist eine Nachricht, die nicht jedem gefallen wird. Pädophile bekommen durch ein neues Hamburger Hilfsangebot 40 ambulante Therapieplätze und treffen sich regelmäßig am UKE. Durch Gruppentherapien entsteht für sie die Möglichkeit, Kontakt zu Menschen mit gleichen Neigungen aufzubauen.

Die Wörter "Phädophilen-Ring" oder "Pädophilen-Netzwerk" kommen da schnell hoch. Und Anwohner, Patienten und Besucher des Universitätsklinikums Eppendorf, besonders solche mit Kindern, könnten sich durch die Anwesenheit der Männer verunsichert, wenn nicht sogar bedroht fühlen.

Dabei ändert sich an dem Vorhandensein von Pädophilen in unserer Gesellschaft durch die neue Einrichtung nichts. Bei geschätzt bundesweit 250 000 Männern mit dieser Veranlagung begegnen wir ihnen bereits jetzt täglich - nur dass wir nicht wissen, wo. Denn niemand von ihnen schreibt sich auf die Stirn, was dahinter vor sich geht.

Umso höher ist der Schritt der Männer einzuschätzen, die sich etwa in Berlin bereits an das Projekt gewandt haben. Freiwillig, weil sie eines nicht werden wollen: Täter. Denn nicht jeder Pädophile ist automatisch ein Täter. Das muss man, bei aller Trauer und Wut über den Mord an der elfjährigen Lena in Emden, klar sagen.

Lenas Fall ist umso tragischer, als dass ihr 18-jähriger mutmaßlicher Mörder auf sich und seine Veranlagung bei der Polizei aufmerksam gemacht hatte - und nicht ausreichend darauf reagiert wurde. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob es zu dem Verbrechen gekommen wäre, hätte es das jetzt in Hamburg gestartete Präventionsprojekt in Emden gegeben. Und niemand wird ausschließen können, dass es in Hamburg zukünftig zu weiteren Kindesmissbrauchsfällen kommen kann.

Aber mit jedem Mann, der das Therapieangebot annimmt, sinkt die Gefahr einer furchtbaren Straftat. Und jedes Kind, das davor bewahrt wird, ist die Anstrengung wert. Deshalb kann man das neue Hamburger Projekt nur gutheißen. Und hoffen, dass alle es als Chance begreifen. Für die Betroffenen - und für die Kinder.