Bis Mitte Mai sollen beim Insolvenzverwalter konkrete Angebote vorliegen. Auch die IG Metall ist zuversichtlich. Neubauauftrag erhofft.

Hamburg. Für die Sietas-Werftengruppe gibt es neue Hoffnung. "Wir haben mit mehr als 100 Investoren gesprochen und es gibt Interessenten, die entweder die gesamte Gruppe oder einzelne der drei Firmen übernehmen wollen", sagte Sietas-Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann am Freitag in Hamburg. Für die Sietas-Werft hatte das Amtsgericht Hamburg Anfang Februar das Insolvenzverfahren eröffnet.

+++Die Sietas-Werft - Schiffbautradition seit 1635+++

Dem Anwalt liegen bisher vorläufige Offerten über den Kaufpreis und die Zahl der Mitarbeiter vor, die übernommen werden sollen. Nun hat der Gläubigerausschuss des Unternehmens Brinkmann mit weitergehenden Verhandlungen beauftragt. Die potenziellen Käufer können jetzt die Zahlen der Neubauwerft, der Neuenfelder Maschinenfabrik (NMF) und des Reparaturstandortes Norderwerft prüfen. "Bis Mitte Mai sollen präzise Angebote vorliegen, nach denen entschieden werden kann", sagte Brinkmann. Auch die IG Metall ist zuversichtlich. "Es ist positiv, dass es mehrere Angebote gibt und wirklich verhandelt werden kann", sagte Hamburgs IG-Metall-Chef Eckard Scholz.

Vor allem strategische Investoren aus der Schiffbaubranche haben für die drei Firmen Interesse gezeigt. Unter ihnen seien deutsche, aber auch ausländische Firmen bis hin nach Asien, sagte Brinkmann ohne Einzelheiten zu nennen. Priorität hat der Verkauf der gesamten Gruppe mit noch gut 600 Beschäftigten an einen Investor. "Vor allem zwischen Sietas und der Norderwerft besteht auch technisch ein Zusammenhang", sagte Brinkmann. Dies gelte weniger für die NMF, die zuletzt 20 Prozent ihres Umsatzes mit Kränen für die Werft erzielte. Das Unternehmen kann über ein Darlehen in zweistelliger Millionenhöhe nun einen weiteren Kran bauen. Damit sind die rund 130 Beschäftigten für 2012 komplett und für 2013 zu 50 Prozent ausgelastet.

Bei der Werft hat jetzt der Stahlbau für das Windkraftanlagenerrichterschiff begonnen, das die niederländische Van-Oord-Gruppe Anfang Februar bestellt hatte. "Das ist ein wichtiges Signal für den Kunden und für unsere Belegschaft", sagte Rüdiger Fuchs, der als Bevollmächtigter des Insolvenzverwalters die Werft weiter operativ führt. Er hofft auf einen Anschlussauftrag für Van Oord. "Wenn wir die Niederländer mit unserer Arbeit überzeugen und einen Investor finden, haben wir gute Chance auf einen Anschlussauftrag."

Zunächst aber sollen bis Ende Mai die zweite Fähre für die dänische Reederei Faergen und bis Ende August ein Saugbagger für die Baufirma Möbius abgeliefert werden. Beide Schiffe haben zusammen ein Auftragsvolumen von 70 Millionen Euro.

Die von den Dänen zunächst bestellte dritte Fähre wird Faergen nicht abnehmen. Sietas will den Rumpf dennoch fertig bauen und ihn zum Kauf anbieten. Auch von der Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) gibt es jetzt einen Auftrag. So soll Sietas bis Anfang August ein Tor der Este-Schleuse reparieren, sagte eine HPA-Sprecher dem Abendblatt.

Von den 350 Mitarbeitern, deren Stellen bei der Werft und im Maschinenbau abgebaut wurden, haben inzwischen mehr als die Hälfte Chancen auf neue Jobs. "Das ist das Ergebnis der Arbeit der Transfergesellschaften sowie unserer Kontakte zu Betriebsräten", sagte Hamburgs IG-Metall-Chef Scholz. Für einige Fälle, die noch nicht vermittelt werden konnten, werden die Transfergesellschaften nun nicht nur bis zum Sommer, sondern noch einige Monate länger arbeiten.