Es gibt Streit der Vereine um ein lange geplantes Stadtteilzentrum - und immer wieder Verzögerungen, weil unter anderem das Geld fehlt.

Bramfeld. Und wieder hat sich alles verzögert. Endlich sollte eine Ausschreibung beschlossen werden, eine konkrete Planung, der Text lag schon dem Wandsbeker Ausschuss für Finanzen und Kultur vor. Dann gab es wieder Unstimmigkeiten, unklare Formulierungen. Der Ausschuss entschied, alles noch mal neu zu machen. Und wieder müssen Britta Burmeister und ihre Mitstreiter sich gedulden.

Seit mehr als zehn Jahren warten sie schon auf ihr Herzblutprojekt. Britta Burmeister ist Vorstandsmitglied des Vereins "Kulturinsel Bramfeld" - so soll es einmal heißen, das kulturelle Zentrum des Stadtteils. Jahrelang wird die Kulturinsel schon diskutiert, nun ist es wohl endlich bald so weit. Kommenden Monat soll die Vorbereitung des ersten Bauabschnitts endgültig ausgeschrieben werden. 30 000 Euro hat der Bezirk Wandsbek für die Planung zur Verfügung gestellt und 300 000 Euro für die kommenden Maßnahmen selbst zurückgelegt. "Wir sind zuversichtlich, dass es jetzt losgeht", sagt Burmeister.

Wo die Kulturinsel hinziehen soll, ist schon lange klar: an die Bramfelder Chaussee in ein historisches Bauernhausensemble - Ende des 19. Jahr-hunderts entstanden -, das seit 2003 unter Denkmalschutz steht. Dazu gehören das ehemalige Hauptgebäude, indem heute der Bramfelder Kulturladen (Brakula) untergebracht ist, und das sogenannte "Försterhaus" - ein zwei-stöckiges Nebengebäude mit großem Grundstück, das schon seit Jahren an einen Autohändler vermietet ist. Seit 2002 kursiert die Idee, diese zentral gelegenen Gebäude - typisch für den Dorfcharakter Bramfelds - für Stadtteilkultur zu nutzen. Damals hatten Stadt und Bezirk die Bramfelder in einer Broschüre angeregt, sich Gedanken um eine Aufwertung ihres Ortskerns zu machen. Die Bramfelder Chaussee hat einen unschönen Riss gezogen, dieStraße teilt den Stadtteil und lässt kaum Raum für gemeinsamen Aufenthalt. "Mental ist Bramfeld noch immer ein Dorf", sagt Britta Burmeister, "aberoptisch eine Schnellstraße."

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Die historischen Bauernhäuser rückten deshalb rasch ins Zentrum der Überlegungen, hier sollen die verstreuten Vereine und Projekte unter einem Dach zusammenfinden. Auch der lange geforderte Veranstaltungsraum könnte hier entstehen. Eine selbsttragende Einrichtung soll es werden, die sich über Betrieb und Miete selbst finanzieren kann. Das Stadtteilarchiv und der Brakula stehen hinter dem Projekt.

Doch es gibt auch Gegner. Heinz Harms, 82 Jahre alt, ist der Vorsitzende des Heimatvereins Up ewig ungedeelt, der sich um die Pflege der Bramfelder Geschichte und der niederdeutschen Sprache kümmert. Der Verein hat Sorgen, Raumsorgen vor allem: Man hat enge Kellerräume hergerichtet, in denen ein großer Mensch kaum aufrecht stehen kann. Harms möchte einen großen Veranstaltungssaal, die Kulturinsel will er nicht. Heinz Harms stößt es auf, dass die treibenden Vereine Brakula und Stadtteilarchiv vom Bezirk finanziert werden. "Wir bürgerlichen Vereine bekommen nichts", sagt er. Dass der Brakula vielen politisch als links von der Mitte gilt, verstärkt die Vorbehalte zusätzlich. "Wir möchten ein neutrales Bürgerhaus. In der Kulturinsel würden wir doch untergebuttert werden", so der Vereinsvorsitzende.

Vor allem aber ist es eine Frage des Geldes. Wie Harms fürchtet auch Fred Kreuzmann, Vorsitzender des Bürgervereins, dass sich die Kulturinsel nicht selbst finanzieren kann. "An sich ist das eine schöne Idee", sagt Kreuzmann. "Aber als Träger wären wir Teil des Topfs und damit haftbar. Für uns wäre das Risiko zu groß."

Immer wieder diskutiert, blieb die Kulturinsel bisher nur eine Wunschvorstellung ohne konkrete Planung. Jahrelang tat sich außer politischen Sympathiebezeugungen nichts. Im Jahr 2010 spielte dann zwar eine von Kulturbehörde und Bezirksamt in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie verschiedene Szenarien durch, nach denen sich die Kulturinsel auf der Grundlage vonInvestitionen selbst tragen könnte.

Unter anderem, so eine Idee, wäre eine teilweise kommerzielle Nutzung durch ein Kino oder Restaurant denkbar. Dafür bräuchte es aber einen Neubau. Heimat- und Bürgerverein befürchten, dass dem Kino der Veranstaltungssaal weichen müsste. 2,7 Millionen Euro wird die Kulturinsel laut der Studie kosten, dazu bräuchte es einen Investitionszuschuss von 1,3 Millionen Euro - zu viel, wie die damals schwarz-gelbe Koalition in der Bezirksversammlung Wandsbek fand. Kulturbehörde und Bezirk schoben sich die Anschubfinanzierung gegenseitig zu.

Im vergangenen November nun stellte die aktuelle Bezirksversammlung das Geld für einen ersten Bauabschnitt zurück: die Modernisierung des Försterhauses. Das wiederum ist ebenso wie der zugehörige Hof seit Jahren vom Autohaus belegt. Eigentümerin ist die Finanzbehörde, die Sprinkenhof AG verwaltet das Grundstück. Offizielle Angaben zum Mietvertrag gibt es nicht. "Aber wir rechnen mit einer halbjährigen Kündigungsfrist", sagt Burmeister. "Das Wichtigste wäre deshalb endlich eine konkrete Planung."

Eine ganze Reihe Fragen ist noch zu klären. Wird die Kulturinsel sich selbst tragen können? Welches Trägerkonzept wäre vorstellbar? Was passiert mit dem Autohändler? Bisher wurden keine Ersatzflächen gefunden. Wie viel Miete müsste die Insel zahlen? Wer übernimmt die weitere Finanzierung? Aus der Kulturbehörde heißt es, man könne sich irgendwann eine auch finanzielle Unterstützung vorstellen - "im Rahmen unserer beschränkten Möglichkeiten", betont Sprecher Enno Isermann.

Burmeister hofft noch immer, alle Vereine an einen Tisch zu bekommen. Neben dem Stadtteilarchiv und dem Brakula ist bisher auch eine Bramfelder Medien-Künstlergruppe dabei. Die 300 000 Euro vom Bezirk werden zwar nur für einen ersten Schritt reichen, ohne Anbau. "Es ist eine kleine Lösung bisher", sagt Burmeister. "Aber wir hoffen, dass sie Signalwirkung hat."