Gartenserie Folge 4: Wilhelmsburgs Musterdorf zeigt es: Häuschen werden bunt, hell, international. Am neuartigsten ist die “Asia“-Laube.

Hamburg. Man sieht sie schon von der Wilhelmsburger Reichsstraße aus: Wie ein buntes Spielzeugdorf wirken die sieben Holzhäuschen, die auf dem künftigen Gelände der "internationalen gartenschau hamburg 2013" (igs) ein Musterdorf bilden. Sie gehören zum Kern eines neu gegründeten Kleingartenvereins namens "Grüne Freiheit" e.V. - 759, mit dem sich der Landesbund der Gartenfreunde auf der igs präsentieren wird.

"Wir wollten mal etwas Neues", hatte Landesbund-Chef Ingo Kleist gesagt. Zwar bieten Hamburgs Kleingärten auf den ersten Blick eine unüberschaubare Laubenvielfalt, aber das liegt oft an den individuellen Ausschmückungen. In der Grundform entpuppen sie sich dann als übliche Laubentypen wie "Alster", "Bille" oder "Isebek". "Die Ansprüche an eine Laube sind aber gewachsen", sagt Roger Gloszat, Fachberater des Landesbundes. "Je mehr die Kleingärten an den Rand der Stadt gedrängt werden, desto häufiger müssen die Leute längere Wege dorthin zurücklegen. Und dann brauchen sie mehr Dinge in der Laube und verbringen dort mehr Zeit."

Den gewachsenen Ansprüchen will sich der Landesbund anpassen. Zwar genügen auch die neuen Laubentypen der Vorschrift des Bundeskleingartengesetzes, wonach die Grundfläche inklusive überdachter Terrasse nicht größer als 24 Quadratmeter sein darf. Aber sie sind aufwendiger ausgestattet und wirken durch neuartige Dachaufsätze auch höher. Diese sieben Laubentypen werden vom Landesbund gefördert. Falls ein Kleingärtner dafür nicht sofort die gesamte Summe aufbringen kann, tritt der Landesbund in Vorkasse, und der neue Besitzer kann den Betrag als zinslosen Kredit zurückzahlen. Deshalb ist auch keine der neuen Lauben teurer als 10.000 Euro.

Den Preis sieht man dem Typ "Wellingsbüttel" nicht an: Das mintgrüne Holzhaus mit dunkelgrün abgesetzter Tür wirkt mit dem aufgesetzten Satteldach fast wie eine kleine Einraum-Villa. Wie in allen der Lauben gibt es auch in dieser noch einen abgeteilten kleinen Raum für Gartengeräte und eine Chemietoilette (Wasserklosetts sind nicht zulässig).

In der knallrot gestrichenen Laube "Niendorf" sorgt ein schräger Dachaufsatz mit zwei Kipp-Luken für zusätzliches Licht von oben. Im Innenraum der fünfeckigen Laube "Winterhude" sind die sternförmigen Streben des Satteldachs ein attraktiver Hingucker, den man in einem Holzhaus gar nicht erwarten würde. Die blaue Laube "Eva" hat eine schöne überdachte Veranda wie ein kleines Schwedenhaus. Die beiden Flachdach-Lauben "Othmarschen" in zartem Orange und "Ottensen" in Hellblau wirken am schlichtesten, aber auch sie haben große Glas-Doppeltüren und bodentiefe Fenster. Insgesamt wirken alle Lauben durch mehr und größere Glasflächen heller und geräumiger.

Am neuartigsten ist die "Asia"-Laube auf Holzpfählen mit umlaufender Veranda, die wie ein Import aus Malaysia oder Thailand aussieht. So international wie die Lauben sollen auch die Gärten gestaltet werden: Um "Othmarschen" entsteht eine mediterrane Flora mit Weinreben und Trockenmauern, hinter "Asia" werden verschiedene Bambusarten gepflanzt.

Mit dieser Vielfalt holt der Landesbund ein Stück Individualisierung in die Kleingärten zurück, die es ganz am Anfang der Schreberbewegung in Hamburg schon einmal gab. Noch in der Weimarer Zeit war die Laubenlandschaft ein Spiegelbild der sozialen Gegensätze. Viele Laubenpieper hatten nur einen grob gezimmerten Verschlag aus Eier-, Fisch- oder Speckkisten; andere bauten sich liebevoll kleine Zierlauben im "Schweizerhaus"-Stil, mit nachgeahmtem Fachwerk, Holzzinnen und -türmchen. Es gab sogar regelrechte "Hexenhäuschen" mit geschnitzten Herzchen.

Mit diesem "Budenzauber" sollte Ende der 1920er-Jahre Schluss sein, um Neid zu vermeiden und die Gemeinsamkeit der Bewegung zu betonen. In den Notzeiten bis in die Nachkriegszeit gab es wenig Geld für Schmucklauben. Aber in den 1950er-Jahren begann eine von Amts wegen gewollte Standardisierung mit dem Massendurchbruch der Typenlaube. Neue Kolonien sahen Parzelle für Parzelle gleich aus.

Heute entspricht Einförmigkeit nicht mehr dem Geschmack und dem Lebensstil der Kleingartenfreunde. Selbst alteingesessene Kolonisten schmücken ihre Lauben inzwischen mit HSV-Fahnen, Glasanbauten, Steinkaminen und bayerischem Schnitzwerk, drinnen gibt es Sofagarnituren und Vitrinenschränke wie im Wohnzimmer. Da darf es auch mal ein Zen-Garten mit Asia-Laube sein.

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