Der Hamburger Flugzeugwartungs-Spezialist will den Gewinn um 110 Millionen Euro steigern - und gleichzeitig Stellen streichen.

Hamburg. Das Wachstum im Passagierluftverkehr verlangsamt sich, während die Flugpreise immer weiter sinken und die Treibstoffkosten steigen. Für den weltweit führendenFlugzeugwartungs-Konzern Lufthansa Technik sind das keine guten Voraussetzungen. Das Hamburger Unternehmen soll daher in den nächsten Jahren kräftig sparen. Der Trend der seit Jahren steigenden Mitarbeiterzahlen dürfte sich im Jahr 2012 daher umkehren.

+++Lufthansa Technik plant weiteren Stellenabbau+++

+++Jobabbau ist bittere Pille+++

"Die teilweise angespannte wirtschaftliche Lage der Fluggesellschaften" lasse die Kunden beim Abschluss von Neuverträgen zögern, sagte August Wilhelm Henningsen, Vorstandsvorsitzender der Technik-Tochter des Lufthansa-Konzerns, bei der Bilanzvorlage: "Wir spüren das unmittelbar." Ohnehin verschärfen sich die Bedingungen auf dem Markt. Flugzeug- und Triebwerkshersteller steigen selbst verstärkt in das Wartungsgeschäft ein, die Überkapazitäten nehmen zu. "Immer häufiger müssen wir in Vertriebsprojekten feststellen, dass wir weitere Kostensenkungen brauchen, denn bei Ausschreibungen gibt es keinen zweiten Sieger", so Henningsen.

Zwar ist der Gesamtumsatz 2011 noch einmal leicht um knapp zwei Prozent auf 4,1 Milliarden Euro gestiegen, und die betreute Flotte wurde um 70 auf 2125 Flugzeuge ausgeweitet. Aber der weltweite Markt expandierte um vier Prozent, während die Erlöse des Unternehmens mit Kunden außerhalb der Lufthansa-Gruppe sogar um fast drei Prozent auf 2,3 Milliarden zurückgingen. Die Umsätze mit Kunden in Nordafrika sind wegen der dortigen Unruhen um 50 Prozent eingebrochen und auch die Natur- und Atomkatastrophe in Japan wirkte sich negativ aus. Nur dank eines Großauftrags der Lufthansa - es ging um den Einbau neuer Sitze in die mehr als 180 Kurz- und Mittelstreckenjets - nahm der Gesamtumsatz zu.

Dagegen sank der operative Gewinn um vier Prozent auf 257 Millionen Euro. Henningsen wertete dies als "deutliches Signal für den unverändert hohen Kostendruck" in der Branche. Seit dem Jahr 2008 hat sich die Umsatzrendite damit von 8,8 Prozent auf 6,9 Prozent abgeschwächt. Und das Umfeld wird nicht freundlicher. Laut aktuellem Ausblick der internationalen Luftfahrtorganisation IATA werden die europäischen Fluglinien in diesem Jahr zusammen genommen in die Verlustzone geraten. Weltweit wird sich der Gewinn auf nur noch drei Milliarden Dollar (2,3 Milliarden Euro) mehr als halbieren - dabei lag auch im vorigen Jahr die geschätzte Rendite bei nur 1,2 Prozent.

Vor dem Hintergrund dieser Situation hat der Lufthansa-Konzern einEffizienzsteigerungsprogramm mit dem Namen "Score" beschlossen: Die Vorgabe für die Technik-Tochter lautet, das operative Ergebnis bis zum Jahr 2014 um 110 Millionen Euro gegenüber dem Gewinn 2011 zu steigern. "Das ist eine enorme Herausforderung für das Unternehmen", sagte Dietmar Stretz, Fachbereichsleiter Verkehr bei der Gewerkschaft Ver.di in Hamburg, denn bei Lufthansa Technik sei schon in den vergangenen Jahren ein Verbesserungsprogramm nach dem anderen aufgelegt worden.

Ein Personalabbau sei dabei "unabwendbar", hatte Finanzvorstand Peter Jansen kürzlich der Mitarbeiterzeitung des Unternehmens gesagt. Man setzt dabei offenbar darauf, dass Mitarbeiter freiwillig ausscheiden. So wurde nach Angaben von Stretz das Altersteilzeit-Angebot bereits ausgeweitet. Außerdem könne der Einsatz von Leiharbeitskräften reduziert werden, von denen allein am Stammsitz in Hamburg etwa 700 für die Firma tätig sind.

Unabhängig vom "Score"-Programm hat Lufthansa Technik schon Ende Januar den Abbau von 280 Arbeitsplätzen in der Hamburger Triebwerkswartung angekündigt. Betroffen sind 145 Leiharbeiter, den übrigen festen Beschäftigten werden Versetzungen oder andere Lösungen wie Altersteilzeit angeboten. Einer der Gründe für die gesunkene Auslastung sei der Aufbau eines Wartungszentrums für Triebwerke von Rolls-Royce in Erfurt gemeinsam mit dem Hersteller gewesen, erklärte Henningsen gestern. Das Gemeinschaftsunternehmen hat bislang mehr als 400 Arbeitsplätze geschaffen.

Schon im vergangenen Jahr ist die Belegschaft im Lufthansa-Technik-Konzern um 475 auf 19 822 Beschäftigte zurückgegangen. Für Hamburg galt dies allerdings nicht, schon weil hier 200 frühere Zeitarbeiter fest eingestellt wurden. Dagegen mussten allein in Shannon (Irland) 170 Mitarbeiter gehen, bei einer Tochterfirma in Basel steht ein Sanierungsprogramm an.

"Wir laufen aber nicht blind dem Thema Kostensenkung hinterher", sagte Jansen gestern. Das Ziel ist es, künftig wieder schneller zu wachsen als der Markt. Dazu investiert das Unternehmen stark in neue Angebote. In Manila auf den Philippinen wurde eine neue Halle für die Überholung von A380-Jets eröffnet; außerdem gelang mittels eines großen Vertrags mit Japan Airlines der Einstieg in die Betreuung des Boeing 787 "Dreamliner". Ebenso sind die Hamburger auf den neuen "Jumbo-Jet" 747-8 vorbereitet - noch im Frühjahr erhält die Lufthansa die weltweit erste Passagiermaschine dieses Typs.

Auch wegen der Konzentration auf neue Produkte zeigte sich Henningsen trotz der Herausforderungen zuversichtlich: Schon für 2012 erwartet er einen wieder steigenden Gewinn.