Die CDU reagiert auf den Rundumschlag von Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus. Wankum hat beste Aussichten, Nord-Kreischef zu werden.

Hamburg. Am liebsten würde niemand etwas zu der Abrechnung von Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus mit seiner Partei am Dienstagabend sagen. Der Blick im CDU-Kreisverband Nord soll nach vorn gehen. Dass der scheidende Kreischef von "Klüngelstrukturen" und einem "dringenden Erneuerungsbedarf" sprach, scheint bei der Suche nach einem Nachfolger, die auf einen Zweikampf zwischen dem Bürgerschaftsabgeordneten Andreas Wankum und Fraktionschef Dietrich Wersich hinausläuft, nur zu stören.

Hinter vorgehaltener Hand allerdings wird die Kritik von Ahlhaus als "übertrieben" und "zu pauschal" bezeichnet. Es gibt Stimmen, die ihm übel nehmen, dass er Parteimitglieder bezichtigt, ihn angezeigt zu haben, angeblich um ihm gezielt zu schaden. Bislang ist noch völlig unklar, wer der Verfasser der Anzeige ist, welche die Ermittlungen wegen des Verdachts der Vorteilsannahme ausgelöst hat. "Ahlhaus nennt keine Namen. Er ist zornig gegen alle", heißt es. Und: "Einen Neuanfang ein Jahr nach der verlorenen Wahl zu postulieren ist mutig."

CDU-Landeschef Marcus Weinberg spricht der Partei dagegen ein "neues, offenes Erscheinungsbild" zu. Die Rückmeldungen aus der Basis der Partei seien sehr positiv. "Dieses ist nicht in Abrede zu stellen, und wir werden daran weiter arbeiten." Sehr viel direkter wollte er sich zu den Äußerungen von Ahlhaus nicht einlassen.

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+++ Ahlhaus wirft CDU "Klüngelstrukturen" vor +++

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Der hat darüber hinaus mit seiner Aussage, dass es eine auf ihn gemünzte Alleinschuld-These im Hinblick auf die Wahlschlappe im Jahr 2011 gebe, den ehemaligen Fraktions- und Landeschef Frank Schira frontal angegriffen. Dieser erwiderte gestern darauf kurz, aber deutlich: "Ich habe am Montag nach der Bürgerschaftswahl meine politischen Konsequenzen gezogen." Damit meinte er den Rücktritt von seinen Ämtern. Sehr viel milder urteilt Andreas Wankum, Mitglied des mächtigen CDU-Ortsverbands Winterhude und Freund von Ahlhaus: "Das ist Ausdruck seiner Verletztheit, die man menschlich verstehen kann."

Wankum hat nun beste Aussichten, Ahlhaus als Nord-Chef zu beerben. Sein Ortsverband Winterhude stellt 44 Prozent der Mitglieder des Kreises und weitere Ortsverbände haben bereits ihre Unterstützung signalisiert. Nach Abendblatt-Informationen sind das Alsterdorf, Langenhorn und Barmbek. Wenn alle Stimmen zusammenkommen, hätte Wankum 70 Prozent.

Das war wohl auch der Grund, weshalb noch vor Beginn der Konferenz der Ortsvorsitzenden am Dienstagabend in der Parteizentrale am Leinpfad (Winterhude) von einer "Show-Veranstaltung" gefrotzelt wurde. Es sei doch ohnehin egal, wie man sich positionieren würde, Wankum habe die Mehrheit der Delegierten bereits auf seiner Seite.

Dennoch sprach sich der Bürgerschaftsabgeordnete Klaus-Peter Hesse, Vorsitzender der Fuhlsbütteler CDU, für Fraktionschef Dietrich Wersich als Kreisvorsitzenden aus und sagte, dass er selbst nicht kandidieren werde. Daraufhin erklärte Wankum sein Interesse am Kreisvorsitz.

Wersich sieht sich als Modernisierer, der einen anderen Politikstil hin zu mehr Offenheit im Kreisverband Nord durchsetzen möchte. Der Fraktionschef muss auf seine Überzeugungskraft bei den Mitgliedern hoffen, um die Wankum-Mehrheit bei den Delegierten zu kippen. "Ich habe keine Angst vor einer Mitgliederbefragung", sagt der Fraktionschef, der der CDU Eppendorf angehört, denn auch. Denkbar ist auch, dass die einst festgefügten Mehrheiten der Delegierten innerhalb der Ortsverbände nicht mehr so eindeutig sind.

Dennoch ist es derzeit völlig offen, ob es zu einer Mitgliederbefragung kommt. Der mächtige Ortsverband Winterhude ist dagegen. In jedem Fall hat eine Kreisdelegiertenkonferenz das letzte Wort - das sieht die CDU-Satzung so vor. Formal entscheidet sich erst am 27. März auf dem Kreisausschuss, wer zur Wahl antritt und welches Wahlverfahren vereinbart wird.

Trotz der absehbaren Gegenkandidatur sehen sich Wersich und Wankum durchaus nicht als harte innerparteiliche Gegner. Morgen stellen beide gemeinsam auf einer Pressekonferenz CDU-Initiativen im Kulturbereich vor. Am Dienstag ziehen Wersich und Wankum in einer Winterhuder Gaststätte Bilanz nach einem Jahr SPD-Senat.