Hamburgs Ex-Bürgermeister verkündet Rückzug als Nord-Kreischef und nennt zum ersten Mal Höhe der Maklercourtage. Duell um seine Nachfolge.

Hamburg. Wer den CDU-Kreisverband Nord künftig führen wird, ist auch nach der Konferenz der Ortsvorsitzenden in der Parteizentrale am Leinpfad gestern Abend noch nicht klar. Wie erwartet hat der bisherige Kreisvorsitzende Christoph Ahlhaus zunächst seinen Rückzug verkündet.

Er wird bei der regulären Neuwahl im Mai nicht mehr antreten. Auch den Plan, bei der Wahl 2013 für den Bundestag zu kandidieren, will der Ex-Bürgermeister nicht weiter verfolgen. Lediglich sein Bürgerschaftsmandat will Ahlhaus behalten.

+++ Ex-Bürgermeister Ahlhaus zieht sich aus der Politik zurück +++

+++ Razzia bei Hamburgs Ex-Bürgermeister Ahlhaus +++

Ahlhaus nutzte seine Erklärung vor Journalisten in einer Sitzungspause zu einem Rundumschlag. "Die Alleinschuld-These Ahlhaus greift zu kurz", sagte der Ex-Bürgermeister mit Blick auf das Wahlergebnis von 21,9 Prozent, das die CDU unter seiner Leitung 2011 eingefahren hatte. Mit ihm sei "unanständig umgegangen" worden.

Ahlhaus nannte als entscheidenden Grund für seinen Rückzug die gegen ihn gerichteten staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen . "Das ist eine sehr große Belastung für meine Familie." Die anonyme Anzeige, die die Ermittlungen ausgelöst hatte, stamme "aus dem innerparteilichen Umfeld". Ihm wird vorgeworfen, für seine Villa in den Elbvororten keine oder nicht die marktübliche Courtage gezahlt zu haben und im Gegenzug Vorteile gewährt zu haben. "Ich habe 47.500 Euro Courtage bezahlt. Das Haus kostete 1,15 Millionen Euro", nannte Ahlhaus erstmals die Zahlen.

Er sieht bei der CDU "dringenden Erneuerungsbedarf" und diagnostizierte "Klüngelstrukturen".

Die Debatte über die neue Machtverteilung im Kreisverband dauerte bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch an. Im Laufe des Tages hatten sich drei Namen für einen Nachfolgekandidaten herauskristallisiert: die beiden Bürgerschaftsabgeordneten Andreas Wankum und Klaus-Peter Hesse sowie deren Fraktionschef Dietrich Wersich. Wankum gehört dem mächtigen CDU-Ortsverband Winterhude an, der allein 44 Prozent der Nord-Mitglieder stellt.

Für Wankum, der von 2003 bis 2007 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Hamburg war, hatten im Vorfeld Ahlhaus und der langjährige Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Dirk Fischer, beide Winterhuder, geworben. Doch gegen die Winterhuder Dominanz in der CDU Nord regt sich Widerstand. Zuletzt habe die Nord-CDU, so die Kritiker, kein so großes Gewicht mehr im Landesverband gehabt. Manche Beobachter trauten Klaus-Peter Hesse, dem Vorsitzenden des Ortsverbandes Fuhlsbüttel, zwar zu, für frischen Wind zu sorgen. Doch Hesse verzichtet zugunsten von Fraktionschef Wersich auf eine Kandidatur.

Wersichs Kalkül könnte darin bestehen, sich mit dem Kreisvorsitz eine Machtbasis als Fraktionschef zu schaffen. Doch das Vorhaben birgt Gefahren: Ein schlechtes Wahlergebnis könnte den Oppositionschef beschädigen.

Fraktionschef Wersich ist klar, dass er nur bei einer Befragung aller Mitglieder eine Chance hat. Kein Geheimnis ist, dass der Ortsverband Winterhude eine Wahl auf einem Delegiertenparteitag bevorzugt, um Andreas Wankum durchzubekommen.