Bilanz zum Alkoholverbot im Nahverkehr ist ernüchternd

Die erste Zwischenbilanz des vor einem halben Jahr eingeführten Alkoholverbotes in den Hamburger Bussen und Bahnen fällt eher ernüchternd aus. Zwar kennen fast alle Frauen und Männer, die im Auftrag des Hamburger Verkehrsverbundes befragt worden sind, die neue Verhaltensregel. Aber knapp zwei Drittel haben keine Auswirkungen beobachtet - weder in puncto Sauberkeit und Ordnung noch fühlen sie sich sicherer vor Belästigungen oder gar Übergriffen.

Ein Argument gegen das Verbot, Bier, Wein oder Hochprozentiges auf Bahnhöfen und in Fahrzeugen zu konsumieren, sind diese Befunde nicht. Vor allem nachts und am Wochenende können Betrunkene die Sicherheit der Fahrgäste beeinträchtigen. Um ernst gemeint zu wirken, muss das strikte Nein zum Konsum allerdings noch konsequenter durchgesetzt, das heißt kontrolliert werden.

Wahr bleibt, dass ein Alkoholverbot allein nicht die Lösung des Gewaltproblems im öffentlichen Nahverkehr ist. Aber es leistet einen Beitrag - zusammen mit den zusätzlichen Streifengängen des von der Hochbahn eingesetzten Sicherheitspersonals.

Wenn schließlich auch die Geruchsbelästigung durch leere Flaschen und Dosen sowie deren ausgelaufenen Inhalt abnimmt, erhöht sich auch der Fahrkomfort. Der Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs kann das nur nützen.

Das Verbot, in Bahnen und Bussen Alkohol zu trinken, ist zum Teil recht emotional diskutiert worden. Manch einer sah sich in seiner Freiheit der Freizeitgestaltung arg eingeschränkt. Die Debatte erinnert in gewisser Hinsicht an den Streit um das Rauchverbot in Gaststätten. Vielleicht geht es uns mit dem Alkoholverdikt in ein paar Jahren so wie bereits jetzt mit dem Verbot des Tabakkonsums in Restaurants: Wir können uns gar nicht mehr vorstellen, dass es einmal erlaubt war.