Eine Fahrgast-Umfrage des HVV ergibt: Zwei Drittel sehen durch das Alkoholverbot noch keine Verbesserungen bei Sauberkeit und Sicherheit.

Hamburg. Fast alle Fahrgäste des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) sind für die Beibehaltung des im September 2011 eingeführten Alkoholverbots in Bussen und Bahnen. Aber: Fast zwei Drittel haben seitdem keine Veränderung in den wichtigen Bereichen Sicherheit und Sauberkeit festgestellt, deren Verbesserung das Ziel der Aktion war. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Forschungsgruppe g/d/p im Auftrag des HVV.

"Nein, mir ist nichts aufgefallen", antworteten 61 Prozent der per Telefon interviewten 1202 Frauen und Männer auf die Frage nach Auswirkungen des Verbots, Alkohol in den HVV-Fahrzeugen zu trinken. Am Bekanntheitsgrad der neuen Maßregel kann es nicht liegen: 93 Prozent wissen von dem Konsumverbot. Je häufiger die Fahrgäste in Bussen und Bahnen unterwegs sind, desto eher werden Veränderungen durch das Alkoholverbot wahrgenommen. Von den HVV-Kunden, die täglich oder fast täglich die Angebote nutzen, sehen nur 54 Prozent keine Veränderung durch das Alkoholverbot. Von denjenigen, die nur selten mit Bussen und Bahnen fahren, sehen dagegen 72 Prozent keine Veränderungen.

Andererseits: Von den 34 Prozent aller Befragten, die einen Rückgang des Alkoholkonsums insgesamt bemerkt haben, sahen 13 Prozent eine positive Entwicklung im Bereich Sauberkeit und Ordnung. Immerhin vier Prozent haben beobachtet, dass keine Flaschen und Dosen in den Zügen und Bussen mehr herumrollen. Auch der Anteil der Fahrgäste, die weniger Belästigungen und Aggressionen beobachteten, fällt mit drei Prozent relativ gering aus. Andererseits sagen immerhin fünf Prozent, dass in Bussen und Bahnen nunmehr heimlich Alkohol getrunken wird.

+++ HVV: Alkoholverbot in Bus und Bahn kommt gut an +++

+++ Das Alkoholverbot beim HVV +++

"Die Auswirkungen auf Sauberkeit und Sicherheit werden eher zurückhaltend eingeschätzt", heißt es in der Zusammenfassung der Umfrage folglich auch sehr vorsichtig. Dass sich in der Einschätzung der HVV-Kunden seit Einführung des Alkoholverbots noch wenig getan hat, belegen auch die Bewertungen der Leistungen des öffentlichen Personennahverkehrs.

Auf einer Notenskala von eins bis sechs beurteilen die Befragten die Sauberkeit von Fahrzeugen und Haltestellen aktuell mit 2,75. Im August 2011 - vor Einführung des Alkoholverbots - war der Wert mit 2,77 praktisch unverändert. Der Aspekt "Sicher vor Belästigungen und Übergriffen" wird insgesamt schlechter benotet - mit einer nur leichten Verbesserung: von 3,1 auf 3,0.

Zum Vergleich: Am besten schneidet der HVV bei der Bewertung der Modernität (2,35), Bequemlichkeit (2,44), der Anschlussverbindungen zwischen den Linien (2,51) und der Zuverlässigkeit (2,54) ab.

Die Befragung hat außerdem ergeben, dass das Alkoholverbot voraussichtlich nicht dazu führen wird, dass mehr Menschen auf Bahnen und Busse umsteigen. Nur acht Prozent wollen den HVV in Zukunft häufiger nutzen. Ihnen stehen aber drei Prozent gegenüber, die dies wegen des Alkoholverbots seltener tun wollen. Die höchste "Verweigererquote" gibt es unter den 16- bis 29-Jährigen mit acht Prozent. In dieser Altersgruppe dürfte der Anteil derer, die bislang Alkohol im HVV-Bereich getrunken haben, am höchsten sein.

Wie berichtet, hat der HVV mehr als 5000 Verstöße gegen das Alkoholverbot bis Ende Januar registriert. In 2200 Fällen wurde ein Bußgeld fällig. Dagegen blieb es 2950-mal bei einer Verwarnung ohne Strafe. Wer mit einer Flasche Bier erwischt wird, muss mit einem Bußgeld von 40 Euro rechnen.

Bei der Durchsetzung des Alkoholverbots kann der HVV noch Überzeugungsarbeit leisten. Immerhin 43 Prozent der Fahrgäste sind zwar mit der Kontrolldichte zufrieden. Jeder vierte HVV-Kunde ist aber nur teilweise oder gar nicht mit der Art und Weise einverstanden, wie das Verbot durchgesetzt wird. Die übrigen Befragten haben keine Kontrollen erlebt.

Allen Umsetzungsproblemen zum Trotz gibt es generell eine sehr hohe Zustimmung zum Alkoholverbot. Dass es bei dem strikten Nein bleibt, wollen 81 Prozent. Dagegen bezeichnen sich zwölf Prozent als überzeugte Gegner. Zur Steigerung der Akzeptanz will der HVV in Zukunft "die skeptischen Zielgruppen Männer und jüngere Personen unter 30 Jahren gezielt" ansprechen.

HVV-Sprecherin Gisela Becker bewertet die Ergebnisse der Umfrage als positiv. "Die große Mehrheit ist für die Beibehaltung des Alkoholverbots. Die Menschen wollen nicht, dass die Verkehrsmittel zur Partyzone werden", sagte Becker. Von den Fahrgästen, die abends oder nachts mit dem HVV unterwegs sind, sähen immerhin 52 Prozent auch positive Veränderungen.