Die Hamburger Müllabfuhr entsorgt 2626 herrenlose Fahrräder, 1000 mehr als im Vorjahr. Zwei bis drei Wochen Abholfrist für Besitzer.

Hamburg. Die Reifen sind platt, die Pedale fehlen, der Rahmen ist verrostet: 2626 herrenlose Schrottfahrräder hat die Stadtreinigung im vergangenen Jahr entsorgt, die meisten im Bezirk Eimsbüttel (25 Prozent), gefolgt vom Bezirk Nord und dem Bezirk Mitte.

"2011 haben wir gut 1000 Räder mehr entsorgt als im Vorjahr", sagt Reinhard Fiedler, Sprecher der Stadtreinigung. Die Zahl war bereits in den Jahren vor 2010 mit durchschnittlich rund 2500 entsorgten Rädern weitgehend konstant geblieben. Warum 2010 mit rund 1500 Schrotträdern ein Ausnahmejahr war, das können weder die Stadtreinigung noch die Bezirksämter erklären. "Vielleicht haben die Mitarbeiter des Behördlichen Ordnungsdienstes weniger alte Räder gefunden, oder sie waren mit anderen Aufgaben beschäftigt", vermutet Fiedler.

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Fest steht dagegen, dass Eimsbüttel die Hochburg der herrenlosen Fahrräder ist. Fast 1000 Stück haben die Mitarbeiter des Behördlichen Ordnungsdienstes (BOD) allein dort 2011 mit orangefarbenen Warnhinweisen markiert, im Bezirk Nord waren es 209, im Bezirk Mitte 150. "Es sind Räder, die eindeutige Fahruntüchtigkeitsmerkmale aufweisen, beispielsweise verbogene Felgen", sagt Stephan Glunz, Sprecher des Bezirksamts Eimsbüttel.

Entweder waren BOD-Mitarbeiter auf die Schrotträder aufmerksam geworden, oder Bürger hatten sich beim Bezirksamt beschwert. Da 649 der markierten Fahrräder in Eimsbüttel nicht nach etwa zwei Wochen von ihren Besitzern weggeräumt wurden, hat die Stadtreinigung die Räder zur Verschrottung abgeholt. "Wie bereits im vergangenen Jahr werden wir auch 2012 einen Aktionstag veranstalten, an dem ein bestimmter Standort speziell überprüft wird", sagt Glunz. 2011 hat der BOD allein am Heußweg 100 Räder an einem Tag markiert. "Diese Aktionstage sollen die Bürger dafür sensibilisieren, dass der öffentliche Raum keine Müllhalde ist." Als "Problemstraßen" im Bezirk nennt er unter anderem die Osterstraße und das Grindelviertel mit dem Allende-Platz und dem Grindelhof.

Auch rund um die U- und S-Bahnhöfe sammelt die Stadtreinigung regelmäßig alte Fahrräder ein. Diese kommen anschließend als Altmetall in die Schrottcontainer der Recyclinghöfe. "Vielleicht wird später sogar ein neues Rad daraus", sagt Stadtreinigungssprecher Fiedler. "Die Gründe, warum Halter ihre Räder irgendwo abstellen und nicht wieder abholen, sind sehr vielfältig." Einige haben den Schlüssel vom Schloss verloren, andere haben nach einer Party vergessen, wo ihr Rad steht, und wieder andere wollen ihr Rad einfach loswerden. "Legal und preiswert wäre, das Rad kostenlos bei einem Recyclinghof abzugeben", sagt Fiedler. "Freuen würden sich auch Arbeitslosenwerkstätten über Fahrräder, die sie wieder herrichten können." Autos werden in Hamburg ebenfalls regelmäßig illegal am Straßenrand abgestellt. Laut Polizei werden auch die Pkw-Halter zunächst mit einem Warnzettel darauf hingewiesen, das Fahrzeug zu entfernen. Die Bezirksämter erhalten parallel einen Bericht - wenn möglich mit den Daten des Halters. Kommt dieser der Aufforderung nicht nach, wird das Auto abgeschleppt. Lars Schmidt-von Koss, Sprecher des Bezirksamts Mitte: "Die Fahrzeuge bleiben vier bis zehn Wochen auf Betriebshöfen." Meldet sich in dieser Zeit niemand, wird das Auto versteigert. Oder verschrottet.