Ein Kommentar von Alexander Schuller

Die Frage, warum es mehr geniale Hobbyköche als -köchinnen gibt, beantworten Soziologen gern mit der gewagten Behauptung, dass Männer kochen wollen, während Frauen ja zumeist kochen müssen. Angesichts der Tatsache, dass nun ein Modellprojekt namens "Mehr Männer in Kitas" ziemlich erfolgreich ist und Hamburg mit einem Anteil von 9,1 Prozent an männlichen pädagogischen Fachkräften in Kindertagesstätten bereits Spitzenreiter in Deutschland ist (Bundesdurchschnitt: nur 3,3 Prozent), muss die Frage erlaubt sein, ob sich diese waghalsige Gourmettheorie auf die Kindererziehung übertragen lässt.

Natürlich nicht. Aber es ist gut, dass immer mehr Männer den klassischen Frauenberuf der "Erzieherin" oder "Kindergärtnerin" für sich entdecken. Mit Sicherheit - denn es handelt sich ja um keinen Wettstreit - sind die männlichen Gouvernanten nicht die besseren Erzieher, doch sie bilden nun mal ein wichtiges Gegenstück, den "maskulinen" Teil, der positiv zu einer ganzheitlichen Entwicklung des Kindes beitragen kann. Denn viele - eigentlich viel zu viele - Mädchen und Jungen wachsen ja mittlerweile in Singlehaushalten auf - und das in den meisten Fällen ohne Vater. Diese Kinder können es in der Regel nicht erleben, dass Männer Verantwortung für die Erziehung übernehmen können, sich mit Frauen die Arbeit teilen, Spielgefährten sind, Lehrer, Vorbild und Kumpel - und selbstverständlich auch trösten (und kochen!) können ...

Dies ist ein weiterer Schritt, um das traditionelle Rollenbild der Geschlechter aufzuweichen. Moderne Paare haben das Vaterschaftskonzept erweitert, indem der Vater nicht mehr nur als Ernährer, sondern auch als völlig gleichberechtigter Erzieher auftritt.