Die SPD kann sich vorstellen, den Neubau der BSU zu stoppen. Wilhelmsburger Politiker und der IBA-Chef sind empört

Wilhelmsburg. In der "Neuen Mitte Wilhelmsburg", rund um die Neuenfelder Straße, wird derzeit mächtig gebuddelt, gebohrt und gebaut. Bis zur Eröffnung der Internationalen Gartenschau (igs) im April 2013 soll es einen neuen S-Bahnhof geben, eine neue Fußgängerbrücke, eine neue Neuenfelder Straße, ein Blockheizkraftwerk und natürlich einen neuen Park für die Gartenschau mit vielen Bauten, Hallen, Garten- und Wasserwelten und Häusern der IBA wie den "Hybrid Houses" und den "Water Houses".

Schmuckstück der "Neuen Mitte" soll eine neue Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) nördlich der Neuenfelder Straße werden - für das BSU-Gebäude musste ein gesetzlich geschütztes Biotop samt einem kleinen See und einem Sumpferlenwald weichen. Hier richten Bauarbeiter gerade die Gründungsebene her. Vier riesige Bohrer drücken Stahlhülsen in den Untergrund und holen mit Korkenzieherbewegungen Erde an die Oberfläche. Wegen des schlechten Baugrundes soll das BSU-Gebäude auf rund 1000 Säulen errichtet werden. Im Sommer soll eine Bodenplatte aus Stahlbeton gegossen werden - die BSU soll eine ebenerdige Tiefgarage bekommen.

Summa summarum sollen 2013 hier 1500 Menschen arbeiten und für Belebung in der "Neuen Mitte" sorgen, das Projekt soll 210 Millionen Euro kosten - und ist jetzt in Gefahr! "Das Projekt ist viel zu teuer und unnötig", sagte der SPD-Finanzexperte Peter Tschentscher. Die SPD, die laut Umfragen beste Chancen für eine Regierungsübernahme im Rathaus hat, werde bei einem Wahlsieg den Umzug stoppen. Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Michael Neumann sagte, es sei "fragwürdig, warum die Behörde nach Wilhelmsburg umziehen soll".

Politiker und Macher, die sich in Wilhelmsburg auskennen, sind empört über die Pläne der SPD. Tenor: Der BSU-Neubau ist der Kernbau für die "Neue Mitte" der Elbinsel. Wenn die BSU-Bauarbeiten abgebrochen würden, sei der seit Jahren propagierte "Sprung über die Elbe" nur noch eine Lachnummer.

"Der BSU-Neubau ist keine Prestige- sondern eine Strukturinvestition für die Elbinsel", sagt der Chef der Internationalen Bauausstellung (IBA), Uli Hellweg. "Wenn der Neubau nicht käme, würden die 2,5 Millionen igs-Besucher auf eine leere Fläche vis-à-vis des Gartenschaugeländes gucken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der neue Senat den Bau wirklich stoppen wird - dann wären in der Mitte Wilhelmsburgs private Investitionen in Höhe von 182 Millionen Euro gefährdet."

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Jörn Frommann findet die SPD-Überlegungen "unglaublich": "Die Sozialdemokraten saßen mit am Tisch, als die Wettbewerbsverfahren liefen und haben dem Neubau zugestimmt." Auch die Mitte-Bezirksabgeordnete Jutta Kodrzynski ist "not amused" über den Sinneswandel in der SPD. "Die Rammen arbeiten doch schon auf der Baustelle und es gibt einen Vertrag mit der Sprinkenhof AG. Der BSU-Bau ist das Ankerprojekt für Wilhelmsburg. Die Mitarbeiter werden das Viertel rund um den S-Bahnhof Wilhelmsburg beleben."

Der Wilhelmsburger Bürgerschaftsabgeordnete Metin Hakverdi (SPD) gab sich diplomatisch: "Einen Umzug von Teilen der Universität nach Wilhelmsburg hätte ich für sinnvoller gehalten, weil das dem Stadtteil mehr bringt. Ich gehe aber davon aus, das der Bau weiter geht, weil wir ja schon einen beachtlichen Baufortschritt haben."