Die Opposition wirft Bürgermeister Olaf Scholz mitunter vor, er "regiere durch" bis in untere Gliederungen der Verwaltung und der SPD und degradiere so seine Partei und selbst Senatoren zu Statisten. Diese Beobachtung hat einen wahren Kern. Wohin allerdings das Gegenteil dieses Regierungsstils führt, das demonstrierte jetzt Ole von Beust vor dem Untersuchungsausschuss zur Elbphilharmonie. Frank und frei übernahm der langjährige CDU-Bürgermeister zwar die "politische Verantwortung" für das Bauwerk, wies aber jede Schuld für den unendlichen Streit von sich. Er habe ja nur Grundsatzentscheidungen getroffen - mit den Details habe er sich nicht beschäftigt.

Das ist durchaus glaubwürdig. Es war die legitime Amtsauffassung von Beusts, als Bürgermeister nur die großen Linien vorzugeben und ansonsten seinen Fachleuten zu vertrauen, die er an der langen Leine hielt. Doch dieser Stil hatte eine dunkle Kehrseite: Dass "seine" Leute sich bei der Elbphilharmonie auf eine komplizierte Dreiecksbeziehung (Stadt, Architekt und Baufirma Hochtief) einließen, dass die Verträge in Bezug auf Kosten- und Terminrisiken nicht wasserdicht waren, dass der Zoff schon am Tag nach dem Baubeginn begann, dass die ganze Sache schließlich aus dem Ruder lief - das alles bekam der Bürgermeister nicht oder erst viel zu spät mit. Der "Nachtrag 4", der dann die Verträge retten sollte, machte vieles noch schlimmer. An diese Details erinnere er sich nicht, sagte von Beust im Ausschuss. Dabei hätte es die "politische Verantwortung" geboten, an dieser für die Stadt eminent wichtigen Stelle ganz genau hinzuschauen.

Aus dieser etwas laxen Haltung resultiert jetzt eine haarsträubende Lage, die von Beusts richtige Entscheidung für den Bau der Elbphilharmonie überdeckt. Scholz versucht es nun auf seine Art auszubaden: Er wartet, er rechnet, er wägt ab, er lässt prüfen, auch eine Trennung von Hochtief. Dieses Taktieren ist vernünftig, weil jeder falsche Schritt die Stadt Millionen kosten kann. Aber es ändert nichts daran, dass irgendwann eine Entscheidung her muss, und "irgendwann" rückt näher. Sonst wird aus einem ruhenden Bau eine Bauruine.