Die Belastung ist weit größer als angenommen. Immer mehr Schäden entstehen am Beton. Die Situation ist dramatisch: Überholverbot für Lkw.

Hamburg. Bei ihrer Einweihung 1974 galt sie als eine der modernsten Brücken Europas, schnell wurde die Köhlbrandbrücke mit ihren beiden eleganten Pylonen zu einem Wahrzeichen Hamburgs. Doch den Auswirkungen des heutigen Verkehrs ist sie offenbar nicht mehr gewachsen: Die Belastung ist weit größer als bisher angenommen, zeigten jetzt Messungen mit einem neuen Wiegesystem. Künftig könnten die Schäden am Beton und an den Stahlteilen immer größer werden.

Schon jetzt investiert Hamburg immer wieder Millionenbeträge zur Instandhaltung. "Doch irgendwann wird die Reparatur teurer als eine neue Brücke", sagte gestern Jens Meier, Chef der Hamburg Port Authority (HPA). Die Hafenverwaltung prüft nun einen Neubau der Brücke. Sollte sich der Senat dafür entscheiden, müsse spätestens 2017 bis 2018 mit der Planung begonnen werden, sagte Meier. "Erste Vorplanungen", wie künftig die Rampen für eine neue Köhlbrandbrücke verlaufen könnten, gebe es bereits.

Wie dramatisch die Situation mittlerweile eingeschätzt wird, zeigt eine Sofortmaßnahme der Hafenverwaltung . Von kommendem Montag an dürfen auf der vierspurigen Köhlbrand-Querung die Lkw pro Fahrtrichtung nicht mehr nebeneinander fahren oder im Stau stehen. Meier: "Ab 30. Januar gilt dort ein Überholverbot für Lkw, um die Lebensdauer der Brücke noch eine Weile zu erhalten."

Vor allem die vielen Schwertransporte setzen der 3610 Meter langen Betonkonstruktion zu: Gut 30.000 Fahrzeuge rollen täglich darüber. Bei der neuen elektronischen Gewichtsmessung hatte sich ergeben, dass die Brücke innerhalb des Messzeitraums von 210 Tagen mit insgesamt 27 Millionen Tonnen Fahrzeuggewicht belastet wurde. 57 Prozent fallen auf schwere Lkw, die 19 Prozent des gesamten Verkehrs ausmachen. Gerade wenn solche schweren Lastwagen nebeneinander im Stau stehen, was häufig vorkommt, werde die Brücke besonders in Mitleidenschaft gezogen, sagte Meier.

+++ Startschuss für neues Terminal 2013 +++

+++ Hamburger Hafen vor großen Herausforderungen +++

Voraussetzung für einen Neubau ist jedoch, dass die bereits geplanten Ausweichstrecken fertig gebaut sind. So kündigte der Port-Authority-Chef für dieses Jahr Investitionen in die Hafeninfrastruktur von 200 Millionen Euro an. Neben verschiedenen Baumaßnahmen an Hafenbecken oder Bahnanlagen zählen dazu zwei weitere neue Brücken im Hafen. Eine wird für die Bahn gebaut und führt zweigleisig über die Süderelbe parallel zur vorhandenen Kattwykbrücke. Bisher wurde diese sowohl von Zügen als auch von Autos benutzt. Künftig steht sie dann allein für den Straßenverkehr zur Verfügung. Noch in diesem Jahr beginnen zudem die Arbeiten an der neuen Retheklappbrücke; sie soll 2014 dem Verkehr übergeben werden.

Die 200 Millionen Euro stammen aus der sogenannten HHLA-Milliarde, die durch den Teilverkauf des städtischen Umschlagbetriebs erlöst worden war. Das Geld reicht laut HPA noch bis 2013 oder 2014 - danach werden jährlich 100 Millionen Euro aus dem Hamburger Haushalt sowie zusätzliche Bundesmittel für den Hafen bereitgestellt.