Staatsanwaltschaft: Hamburg hat weltweit die meisten Piraterie-Verfahren. Der bundesweit einzige Piratenprozess neigt sich dem Ende zu.

Hamburg. 53 Verfahren hat die Staatsanwaltschaft im Vorjahr nach Piratenüberfällen eröffnet - das ist Rekord. Damit gebe es in Hamburg deutlich mehr Piraterie-Verfahren als bei jeder anderen Ermittlungsbehörde weltweit. Schwerpunkt der Ermittler sei der Indische Ozean, sagte Staatsanwaltschaftssprecher Wilhelm Möllers gegenüber dem Sender NDR 90,3.

Erst 2009 hatte die Anklagebehörde die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass gegen Seeräuber in aller Welt vorgegangen werden kann. 2010 initiierte sie gerade einmal 22 Verfahren. Allerdings seien, so Möllers, mehrere Fälle an andere Gerichte - zum Beispiel nach Kenia - abgegeben worden. Für weitere Verfahren sei die Staatsanwaltschaft aber gerüstet.

+++Angeklagte gestehen Überfall auf Containerschiff "Taipan"+++

+++Ist einer der Piraten ein strafunmündiges Kind?+++

Unterdessen neigt sich der bundesweit einzige Piratenprozess dem Ende zu. Am Mittwoch, dem 71. Verhandlungstag, beginnen die Plädoyers. Den Anfang macht die Staatsanwaltschaft. Die zehn Somalis, vertreten durch 20 Verteidiger, müssen sich wegen Angriffs auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraubs vor dem Landgericht verantworten. Mit dem Ziel, die Crew zu entführen und für ihre Freilassung Lösegeld zu verlangen, sollen sie den Hamburger Containerfrachter "Taipan" am 5. April 2010 mit Maschinengewehren und Panzerfäusten angegriffen haben. Bevor sie die "Taipan" rund 530 Seemeilen östlich des Horns von Afrika kaperten, hatten sich die 15 Seeleute bereits im Panikraum verschanzt. Soldaten des niederländischen Kriegsschiffs "Tromp" stürmten den Frachter, nahmen die Seeräuber fest und befreiten die Crew. Einige Angeklagte haben im Prozess eingeräumt, sich aus wirtschaftlicher Not oder anderen Zwangslagen an der Kaperung beteiligt zu haben.