Morgen wird ein Grundsatzpapier mit 28 Sofortmaßnahmen verabschiedet. Das Ziel ist die Förderung von Spitzen- und Breitensport.

Hamburg. Der Begriff klingt arg sperrig: "Dekadenstrategie Sport". Doch das Konzept, das dahinter steht und das der Senat morgen verabschieden will, ist für den Sport in Hamburg bahnbrechend. Mit 28 Sofortmaßnahmen und der Vernetzung des Sports in allen Behörden folgt der Senat den Empfehlungen der "Zukunftskommission Sport", die Innensenator Michael Neumann (SPD) vergangenen Jahr berufen hatte. Die wichtigsten Sofortmaßnahmen sind:

Sanierungsoffensive

Investitionen in alte Sportstätten, weiterer Neubau von Kunstrasenplätzen. Weitgehende Bestandssicherung bisheriger Sportflächen. Zudem wird die Schulbau Hamburg in den nächsten Jahren rund 80 Turnhallen instand setzen oder renovieren.

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Günstige Darlehen

Vereine mit eigenen Sportanlagen sollen leichter zinsgünstige Kredite erhalten können. Mögliches Modell: die Zusammenlegung der Flächen in einer Stiftung.

Lärmschutz

Änderung der Lärmschutzverordnungen, um weitere Einschränkungen des Sportbetriebs auf Außenanlagen zu erschweren oder zu verhindern.

Pferdesport

Entscheidung über Zukunft und Standort des Pferdesports in Hamburg. Ein mögliches Modell bleibt die Doppelrennbahn in Horn für Galopper und Traber. Die Pläne liegen vor.

Leistungssport

Förderung des Hochleistungssports, Erarbeitung neuer Konzepte. Studienplatzquote für Spitzensportler an den Hamburger Hochschulen. Die Bürgerschaft hatte dies 2010 in einem einstimmigen Beschluss empfohlen. Der Senat hat der Bürgerschaft inzwischen einen Gesetzentwurf zugeleitet.

Talente

Flächendeckende Talentsichtung an Hamburger Schulen von Acht- bis Zehnjährigen (3. und 4. Klasse) mit anschließender Bewegungsberatung für alle. Daraus resultierend: Aufbau und Förderung vereinsübergreifender Talentgruppen. Das Projekt läuft seit anderthalb Jahren an den vom Hamburger Sportbund (HSB) ausgewählten Schulen.

Großveranstaltungen

Ideenwettbewerb für weitere innovative Sportveranstaltungen. Ziel sind im Jahr zehn Großveranstaltungen in Hamburg. Bislang sind es sechs (Spring- und Dressurderby in Flottbek, Galoppderby in Horn, Marathon, Tennis am Rothenbaum, Triathlon, Cyclassics/Radrennen). Geplant ist für September ein Ruderevent auf der Binnenalster mit den besten Booten der Welt.

Schule und Sport

Stärkere Kooperation zwischen Schulen und Vereinen im Rahmen der anstehenden Ganztagsbetreuung. Verstärkte Integration von Menschen mit Migrationshintergrund, mehr Sportangebote für Menschen mit Behinderung,

Die Zukunftskommission Sport unter Vorsitz von Hamburg-Wasser-Chef Michael Beckereit (einem ehemaligen Segel-Weltmeister) mit Vertretern des Sportamtes, der Handelskammer, des Hamburger Sportbundes und des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein wird die Sportentwicklung der Stadt begleiten, kontrollieren und Anregungen einbringen. Ein Hamburger Sportkonvent mit Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppierungen soll noch in diesem Jahr einberufen und erstmals ein Hamburger Sportbericht jährlich erstellt werden.

Grundlage für alle künftigen Maßnahmen bleibt die Dekadenstrategie "Hamburg macht Sport". Die fordert unter anderem eine tägliche Bewegungsstunde für Kinder und Jugendliche in Kindergärten und Schulen sowie Schwimmunterricht für alle.

Den Sportvereinen wird empfohlen, sich in ihren Quartieren verstärkt der Sozialarbeit zu widmen, Kindergärten zu eröffnen und in die Ganzbetreuung an Schulen einzusteigen. Größere Vereine leisten beides seit Jahren, kleineren will der Sportbund künftig bei Planung und Durchführung helfen.

Mit dem morgigen Senatsbeschluss erhält der Sport jedenfalls ein weit größeres politisches Gewicht. Der Senat versteht Sport jetzt als Querschnittsaufgabe für alle Politikfelder - das wertet ihn erheblich auf.

Der Beschluss hat vorerst keine zusätzlichen finanziellen Auswirkungen. Erforderliche Maßnahmen sollen aus vorhandenen Einzelplänen und Titeln der Behörden bezahlt werden. In den nächsten Jahren dürften dem Hamburger Sport aber insgesamt mehr Mittel zur Verfügung stehen, weil er nun ressortübergreifend in das Aufgabengebiet aller Behörden fällt.

Die neunseitige Senatsdrucksache ist das vorläufige Endergebnis der Diskussionen um die Neuausrichtung des Sports, die Innensenator Neumann im Mai vergangenen Jahres angestoßen hat. Grundlage war der "Sportentwicklungsplan", den der Osnabrücker Professor Christian Wopp von 2008 bis 2010 im Auftrag des alten CDU/GAL-Senats für 200.000 Euro erstellt hatte. Jetzt folgen Taten.