Müssen sich Politiker in alle Lebensbereiche einmischen?

Zweifellos, der Vorschlag ist gut gemeint. CDU und SPD in Hamburg sind sich einig, dass Kinder in Zukunft auf dem Fahrrad einen Helm tragen müssen. Ihnen geht es um die Sicherheit der jüngsten Verkehrsteilnehmer. Eine entsprechende Bundesratsinitiative dürfte nun auf den Weg gebracht werden.

Doch leider gilt noch immer: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Denn mit der neuen Helm-Initiative schafft der Staat ein weiteres Verbot. In allen Sonntagsreden wird gefordert zu liberalisieren, zu entbürokratisieren, die Bürger nicht zu gängeln. Und zeitgleich werden ständig neue Gebote und Gesetze, Verbote und Verordnungen gefordert und erlassen. Traut der Staat, traut die Politik den Menschen nicht mehr zu, ihre Kinder verantwortungsvoll zu erziehen? Ja, was trauen die Volksvertreter dem Volk überhaupt noch zu?

Natürlich werden alle vernünftigen Eltern vor dem Pedalritt durch Hamburgs Straßen den Zöglingen einen Helm aufsetzen. Bedarf es da eines Gesetzes? Zugleich gibt es Momente, in denen die Kleinsten auf der Spielstraße mal ohne Helm unterwegs sind. Momente, in denen 14-Jährige die Kopfbedeckung peinlich finden. Oder Momente, in denen Kinder ihre Helme in der Schule vergessen. Soll dann die Polizei eingreifen, die Eltern ermitteln und ein Bußgeld verhängen?

Soll in diesem Land das, was früher einmal "gesunder Menschenverstand" genannt wurde, durch ein Gesetzbuch definiert, sanktioniert, ja ersetzt werden?

Es sollte nicht. Längst engt ein Übermaß an Gesetzen die Freiheit des Menschen ein, es hagelt Werbeverbote, dem Rauchverbot in Gaststätten folgte nun das Alkoholverbot in den Bahnen. Auch wenn ein Helmgebot für Kinder in der Sache vernünftig erscheint, ist es ein weiterer Schritt zur Gängelung. Und es wird, so viel scheint sicher, nur ein Zwischenschritt sein, das große wie vermessene Ziel des Bundesverkehrsministers Peter Ramsauer (CSU) zu erreichen: eine Helmpflicht für alle Radfahrer.