Der Umsatz konnte 2011 erhöht werden, obwohl die Besucherzahl sinkt. Erst für 2016 ist ein ausgeglichenes Ergebnis geplant.

Hamburg. Die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) ist im Aufwind: Das städtische Unternehmen konnte seinen Umsatz mit 58,5 Millionen Euro im vergangenen Jahr im Vergleich zum Referenzjahr 2009 um mehr als vier Millionen Euro steigern. Messe-Chef Bernd Aufderheide sprach gestern beim Jahresauftaktgespräch von einer "Erfolgsstory". Und weiter: "Mit der Fokussierung auf hochwertige Gastveranstaltungen, den Ausbau der starken Eigenveranstaltungen und die Weiterentwicklung von hochspezialisierten Fachmessen haben wir den richtigen Weg eingeschlagen." Auch Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) lobt den "richtigen Kurs".

Doch die Euphorie über die positive Umsatzentwicklung wird getrübt: Denn die HMC hat insgesamt im vergangenen Jahr einen Verlust von schätzungsweise 27,5 Millionen Euro erwirtschaftet. Dass die Messegesellschaft rote Zahlen schreibt, liegt vor allem am Ausbau der Messe und des Congress Centers Hamburg (CCH). Diese Investitionen belasten das Unternehmen jährlich mit je 30 Millionen Euro bis 2034.

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Aber die generelle Entwicklung ist durchaus positiv: Im Referenzjahr 2009 lag der Verlust noch bei 28,9 Millionen Euro. Die Messe vergleicht immer jeweils gerade und ungerade Jahre miteinander - in den geraden Jahren ist der Umsatz höher, weil dort die gewinnträchtige Leitmesse der Schiffbauindustrie SMM (shipbuilding, machinery and marine technology) zu Gast ist.

Bis 2016 eine "schwarze Null zu schreiben" und in geraden Jahren den Umsatz auf 100 Millionen Euro zu steigern ist weiterhin das Ziel von Aufderheide. Insgesamt verbuchte die HMC im vergangenen Jahr 44 Messen und Ausstellungen. Die Besucherzahlen sind dabei weiterhin rückläufig: Kamen 2010 noch 700 342 Besucher auf das Messegelände, waren es im vergangenen Jahr noch 670 667 Gäste. Zu den erfolgreichsten Messen gehört nach wie vor die Internorga. Diese ist auch 2012 wieder seit Monaten ausgebucht. Die Fläche der Internorga soll ab 2013 um die 7000 Quadratmeter große Ausstellungshalle des CCH ergänzt werden.

Auch auf die für 2014 geplante Windmesse kam Aufderheide zu sprechen. In diesem Zusammenhang gibt es Streit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein, weil befürchtet wird, dass dadurch der Windmesse in Husum der Garaus gemacht wird: "Wir sind weiterhin an einer Kooperation mit Husum interessiert", betonte Aufderheide. Das große Interesse der Aussteller an der Windmesse in der Hansestadt sei erfreulich.

Ein Sorgenkind ist das marode CCH, das dringend saniert werden müsste. Die Schätzungen für die Kosten liegen, wie bereits bekannt ist, bei mindestens 100 Millionen Euro: "Wir sind gemeinsam mit der Stadt in Gesprächen über die Finanzierung der Sanierung. Ziel ist natürlich, die Kosten für die Stadt möglichst gering zu halten. Eine Option ist auch ein privater Investor", sagte Aufderheide.

Für GAL-Wirtschaftsexperte Anjes Tjarks, der im Zusammenhang mit dem CCH auch eine Große Anfrage an den Senat gestellt hatte, steht fest: "Die Besucherzahlen beim CCH gehen zurück, die Kassen sind leer. Deshalb sollte die Stadt Handlungsalternativen erarbeiten, die die Kosten für den Haushalt möglichst gering halten."

Das CCH ist 2006 erweitert worden. Die Kosten dafür lagen bei rund 48,5 Millionen Euro. Die Besucherzahlen sind im Vergleich zu 2001 um mehr als 179 000 auf 335 758 zurückgegangen. Abwärts ging es auch mit der Zahl der Veranstaltungen. So wurden im Jahr 2001 noch 390 Tagungen, Kongresse und Veranstaltungen gezählt, 2011 waren es noch 270. Aufderheide hat dafür jedoch eine Erklärung: "Wir haben uns bereits 2005 strategisch neu ausgerichtet. Das heißt, wir konzentrieren uns auf weniger, aber profitable Veranstaltungen." Der Umsatz des CCH entwickele sich positiv, habe im vergangenen Jahr rund neun Millionen Euro betragen. Allerdings musste Aufderheide auch einräumen, dass das CCH im Endeffekt ein Minus macht. Die Höhe wurde nicht genannt. Aber dem HMC-Chef ist wichtig: "Es gibt so gut wie keine Congress Center auf dieser Welt, bis auf ganz wenige Ausnahmen, die Gewinn erwirtschaften." Der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft beschäftigt sich heute mit einem Antrag der CDU-Wirtschaftsexpertin Karin Prien. Sie fordert, die Planungskosten für die Revitalisierung des CCH unverzüglich im Haushalt einzustellen.