Ein Kommentar von Elisabeth Jessen

Seit Jahresbeginn muss sich jeder Haushalt, in dem kleine Kinder von Tagesmüttern oder -vätern betreut werden, als Lebensmittelunternehmen registrieren lassen, dessen Hygienestandards nicht anders bewertet werden als etwa die eines Imbisses oder eines Gemüseladens.

Wer Kinder in seinen privaten Räumen betreut, muss natürlich die üblichen Richtlinien einhalten. Das erwarten Eltern auch. Sie sehen sich aber ohnehin sehr genau an, wem sie das Wertvollste, was sie haben, ihre Kinder, anvertrauen und in welches Umfeld sie sie geben. Liebevolle Zuwendung, Fürsorge und dass sie die Kinder auf den Arm nimmt, wenn sie Kummer haben - darin zeichnet sich die Qualität einer Tagesmutter aus. Und nicht darin, dass sie Fliegengitter an den Fenstern anbringt, beim Kochen Schutzkleidung trägt und man bei ihr vom Boden essen kann. Im Übrigen belegen Studien, dass der allgemeine Sauberkeitsfimmel die Zunahme von Allergien bei Kindern begünstigt.

Nun ist es keineswegs so, dass eine schreckliche Epidemie unter den deutschen Tageskindern die Behörden aufgerüttelt hätte, die nun alles tun müssten, um die Kleinkinder vor Bakterien und Viren zu schützen. Nein, die Ausweitung der Hygienevorschriften auf die Tagespflege ist ein Beispiel von Regulierungswahn, der für diese Berufsgruppe existenzbedrohend sein kann. Wenn weitere Tagesmütter aufgeben, weil sie nicht bereit sind, immer weitere Einschränkungen hinzunehmen, dann hätten die Stadt und auch die Eltern ein echtes Problem - weil dann weitere Betreuungsplätze für Kleinkinder fehlten.