Deutschland prescht vor mit Verordnung gegen Legionellen

Auf die hohe Qualität unseres Trinkwassers konnten wir uns schon immer verlassen. Dennoch hat Deutschland als erstes EU-Mitgliedsland seine eh schon strenge Trinkwasserverordnung noch einmal verschärft. Der Grenzwert für Uran wurde nach unten korrigiert und die Sicherheitsstandards von Wasseranlagen wurden erhöht. Vor allem aber müssen neuerdings alle gewerblich genutzten Warmwasseranlagen mit einem Tankvolumen von über 400 Litern sowie Warmwasserleitungen, die mehr als drei Liter fassen, auf Legionellen geprüft werden - einmal pro Jahr.

In Krankenhäusern, Seniorenheimen und Fitnesszentren ist der Test längst üblich. Auch gilt die neue Verordnung schon seit dem 1. November 2011, doch erst jetzt, seit es auch für gut zwei Millionen Mehrfamilienhäuser ernst wird, beginnen Millionen Mieter zu realisieren, dass ihre Nebenkosten um gut 40 Euro pro Jahr (und je nach Aufwand auch mehr) steigen könnten. Denn die Kosten für den meldepflichtigen Test gehen komplett zulasten der Mieter.

Dabei besteht eine Legionellen-Gefahr aus dem Boiler hierzulande nur in der Theorie, wenn überhaupt. Es gibt keine Nachweise, ob diese Bakterien, die ausschließlich beim Einatmen von Wasserdampf und dann nur unter unglücklichen Umständen eine tödlich verlaufende Lungenentzündung auslösen können, sich so stark vermehren, wie EU und Bundesumweltamt befürchten. In den Gesundheitsämtern gibt es außerdem viel zu wenig Mitarbeiter, um den Ansturm der Vermieter bearbeiten zu können. Darüber hinaus fehlen für eine fristgerechte Probenentnahme innerhalb eines Jahres die Ressourcen.

Der gesundheitliche Nutzen dieses neuen bürokratischen Ungetüms ist fragwürdig, der finanzielle Vorteil für zertifizierte Prüfbetriebe dagegen gigantisch. Dabei würde eine simple Vorschrift über das Plombieren der Boilertemperatur bei 60 Grad Celsius ausreichen: Denn wenn Wasser mindestens einmal pro Woche auf diese Temperatur erhitzt wird, sterben Legionellen sofort ab.