Eine Glosse von Alexander Schuller

Was für eine Hitze! Acht, ab und zu sogar elf Grad, und das im Januar! Da wird Orkantief "Ulli", das zurzeit über die Stadt hinwegfegt, geradezu als tropischer Wirbelsturm empfunden. Und nur die Wassermassen und die Böen können uns das Angrillen auf dem Balkon verhageln. Beim großen Isobaren: Früher war mehr Winter, im Durchschnitt jedenfalls.

Doch zu Beginn des Jahres 2012 werden wir nun mit verwirrten Singvögeln konfrontiert und mit zartgrün sprießenden Weidenkätzchen. Beim Papiercontainer am Bahnhof Hasselbrook sollen schon die ersten Krokusse aus der feuchten Erde schießen.

Hunderte todmüder Igel, von der Hitzewelle brutal aus dem Winterschlaf gerissen, torkeln orientierungslos durch Parkanlagen, Gänse wissen nicht, wohin. Und im Alten Land stellt man sich bereits auf den Reisebusverkehr zur Kirschblüte ein, die Anfang Februar beginnen könnte.

Aber das wirklich Schlimme ist die Angst, die so ein warmer Winter mit sich bringt. Unsere Horrorsommervision von Wespen, Miniermotten und Käfern in Riesenschwärmen oder gigantischen Zecken- und Spinneninvasionen, weil die hohen Temperaturen das Wachstum der Eier und Larven positiv beeinflussen würden. Wirklich?

Nein. Die gute Nachricht kommt aus dem Abendblatt-Wissenschaftsressort: Das feuchtwarme Wetter führt zu einer "Verpilzung" des ungeborenen Insektenlebens und reduziert die Bestände. Und überhaupt sei es ja gar nicht so schlimm mit dem ungewöhnlich milden Wetter ...