Ein Kommentar von Björn Jensen

Wer in den vergangenen Tagen die Vierschanzentournee der Skispringer verfolgt hat, der wird sich wahrscheinlich auch über Martin Schmitt gewundert haben. In Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen stürzte Deutschlands einstiger Vorzeige-Adler zweimal derart ab, dass Bundestrainer Werner Schuster den Jahreshöhepunkt für den 33-Jährigen vorzeitig für beendet erklärte. Doch wer Enttäuschung oder gar Wut erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Schmitt lächelte die Krise weg, als hätte er sich gerade mit dem letzten Bissen vom Neujahrs-Berliner die Hose mit Marmelade bekleckert.

Im ersten Moment war man versucht, dem Mann, der die Farbe Lila wieder in Mode gebracht hat, eine mangelhafte Einstellung zu unterstellen, weil es nicht der Anspruch eines Olympiasiegers sein kann, nur hinterherzuspringen. Doch dann setzte sich die Erkenntnis durch, dass dieser Impuls der falsche ist. Schmitt, dieses Gefühl drängt sich auf, ist glücklich mit dem, was er tut. Er weiß, dass er nicht mehr in der Weltspitze mithalten kann, aber vielleicht ist genau das eine Befreiung: nicht mehr gewinnen zu müssen. Schmitt springt so gut er noch kann, er hat Spaß dabei, und er ahnt, dass es im Leben nichts gibt, was er besser können wird.

Man mag Schmitt vorwerfen, dass er den richtigen Zeitpunkt zum Rücktritt verpasst hat. Aber wenn ihm sein Sport so viel Lebensfreude bereitet, dass er sich weiter dafür quälen mag, dann sollte man das respektieren. Ein glücklicher Verlierer ist allemal schöner als ein trauriger Gewinner.